"Blonder Engel"

Humor mit weißen Flügerln

Felix Schobesberger
Felix Schobesberger(c) HERMANN WAKOLBINGER
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Als „Blonder Engel“ unterhält Felix Schobesberger mit spitzzüngiger „Sitzmusik“. Wobei er zunehmend auch ernstere Seiten an sich entdeckt.

Es ist halb acht, und der „Blonde Engel“ kommt gerade von seinem Abendspaziergang an der Donaulände zurück. Wenn die Pandemie eine Seite an ihm zutage befördert habe, konstatiert er am Telefon, „dann die des Flaneurs und Spaziergängers. Dazu gibt es ja 70.000 Abhandlungen, die ich alle nicht gelesen habe. Wichtig ist, dass man Runden geht und nicht wohin. Dabei kriegen die Gedanken eine herrliche Weite. Die Gedankenmühlen mahlen.“

Die Produkte dieser Gedankenmühlen sind im Zweifelsfall erfreulich. Seit 2013 unterhält der „Blonde Engel“ hauptberuflich sein Publikum mit amüsanten, spitzzüngigen Liedern, die immer wieder zu YouTube-Hits mutieren. Ein schönes Beispiel: Der (schon am Weihnachtsabend 2010 online gegangene) „Nespresso-Song“, offizieller Titel: „What else?“
Selbst eigentlich nur „Wirkungskaffeetrinker“ (kurz vor der Heimfahrt nach einem Gig), war der Engel, der bürgerlich Felix Schobesberger heißt, zuvor von seiner Mutter in besagten Kapsel-Shop in Linz geschickt worden. „Ich bin da relativ unbedarft rein und hab mir gedacht: Was rennt denn da?“

Sein in humorvolle Lieder verpackter Blick auf Alltagsphänomene macht Schobesberger dabei schwer einordenbar. Im neuen Jahr tritt er etwa im Grazer Theatercafé auf, aber auch beim Satirefestival Schwechat und bei der Late Night im Kabarett Niedermair, dann wieder mit Band im Linzer Posthof. Er sitze gern zwischen den Stühlen, sagt Schobesberger. „Ich komme aus der Musik und sehe mich als Musiker. Aber ich habe früh gemerkt, dass mir das Launige, Lustige sehr liegt.“ Dazu passt, dass er sich weigert, so etwas wie Programme zu schreiben. „Ich versuche, jeden Abend ein bisschen anders zu gestalten.“

Die Gitarre hatte Schobesberger schon in seiner Jugend für sich entdeckt – um mit Abschluss seines Publizistik-Bachelors festzustellen, dass sein Hobby imstande war, seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Die Figur des Engels existierte da schon: Sein Gitarrenlehrer hatte sie einer seiner Liedzeilen entnommen und einfach aufs nächste Plakat gedruckt. Eine Weile, erzählt Schobesberger, habe er dann den „Nickname-Fetischismus“ weiter betrieben und darauf geachtet, dass seine Identität ein Mysterium blieb.

ZVG

Arbeitskleidung des Engels sind goldene Leggings zu weißen Flügerln auf nacktem Oberkörper. Nichts, das er heute unbedingt wieder so wählen würde, „aber es funktioniert“. Sein Genre ist das, was er selbst „Sitzmusik“ nennt, sein Stil mitunter zungenbrecherisch. Etwa, wenn er in „Name of Thrones“ die unübersichtlich vielen Figuren in „Game of Thrones“ erklärt (wobei er findet, dass die Serie im Vergleich zum Buch eh zu einfach war). Dass er Videos wie dieses oder das zehnminütige „Da Rest is Geschichte“ dabei gleich selbst zeichnerisch unterlegen kann, verdankt er einem Kindheitsfaible für Mangas und dem Berufswunsch Comiczeichner.

„Doompa“ für die Fans

Zuletzt hat Schobesberger dabei auch ernstere Seiten an sich entdeckt. Im Mai veröffentlichte er „Schenste schiache Gegend“: keine Pointenschleuder, sondern ein nostalgisches Liebeslied an seine Linzer Hafen-Spazierstrecke. „Das ist sehr gut angekommen. Auch bei Leuten aus Wien und Graz.“ Explizites Gag-Geschenk an seine Fans ist das neue Lied „Doompa“ – mit Engel im Marilyn-Manson-Look. Traditionell, erzählt er, habe es zu Weihnachten im Raum Linz ein großes Konzert gegeben. Für „Es wird scho glei dumpa“ ließ er sich vom Publikum spontan Musikrichtungen „zuwerfen“, „und es hat sich herauskristallisiert, dass, wenn es schwermetallig wird, uns das allen sehr gut gefällt.“

Auf einen Blick

Der Blonde Engel heißt eigentlich Felix Schobesberger. Er versteht sich als Singer-Songwriter, mit seinen humorvollen, gedrechselten Texten wird er oft auch dem Kabarett zugeordnet. Zuletzt erschien kurz vor der Pandemie 2020 das Album „Codex Angeli“. Termine: 13. und 14. Jänner Theatercafé Graz, 16. Jänner Schwechater Satirefestival, 21. Jänner Kabarett Niedermair,
5. März Posthof Linz mit der Hedwig Haselrieder Kombo.

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