Schlafforschung

Kurzer Schlaf für kreative Lösungen

Kurze Schlafpausen fördern die Kreativität.
Kurze Schlafpausen fördern die Kreativität.(c) imago images
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Der menschliche Schlaf gibt der Forschung weiterhin Rätsel auf: Eine neue Studie deutet darauf hin, dass eine kurze Schlafpause die Kreativität steigert.

Schlafen ist gesund, beugt in der richtigen Dosis sogar Demenz vor und bestimmt unseren Biorhythmus. Laut einer neuen Studie, die in Science Advances veröffentlicht wurde, kann das richtige Schlafverhalten sogar die Kreativität fördern.

Kreatives Rätselraten

Ein Forschungsteam an der Sorbonne in Paris konzentrierte sich ganz auf die Phase des Einschlafens, auch Schlafstadium N1 genannt, der Zustand zwischen Wachsein und Schlafen. Im Rahmen der Studie mussten die Studienteilnehmer mathematische Rätsel lösen. Ihnen wurden zwei Ziffernfolgen vorgelegt, eine achtstellige und eine siebenstellige, bei der die letzte Zahl fehlte und diese aus der Logik der ersten Ziffernreihe abgeleitet werden sollte. Nicht verraten wurde, dass eine dritte Regel den Weg zur Lösung deutlich kürzen könnte.

Nach 30 solcher Ziffernreihen sollten die Studienteilnehmenden eine Ruhepause einlegen, mit einem Ball in der Hand, der hinunterfiel, sobald sie tatsächlich einschliefen. Danach wurden ihnen 30 weitere Rätselaufgaben nach dem obigen Modell vorgelegt. Diese Teilnehmenden konnten die gestellte Aufgaben dreimal häufiger lösen, als eine andere Gruppe, die auf die Ruhepause verzichtete. Teilnehmende, die sich mindestens 15 Sekunden lang im N1-Schlaf befanden, entdeckten die versteckte Regel mit einer um 83 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit.

Fielen die Teilnehmenden jedoch in einen tiefen Schlaf, ohne aufgeweckt zu werden, verschwand dieser Effekt. Warum das so ist, ist nicht klar. Auch trat der Moment der Erkenntnis nicht direkt nach dem Aufwachen, sondern erst etwa 30 Minuten danach ein. Im nächsten Schritt müsse man untersuchen, ob der Effekt auch bei anderen Problemstellungen, die eine kreative Lösung erfordern, eintritt, sagt das Forschungsteam.

Uneinige Schlafforschung

Ob und falls ja, wie Schlaf Menschen kreativer macht, ist in der Schlafforschung nicht unumstritten. Eine Studie der Cardiff University aus dem Jahr 2018 stellte die Hypothese auf, dass während einer REM-Schlafphase verschiedene Gedächtnisinhalte aktiviert werden, die im Hippocampus abgespeichert sind – dem Teil des Gehirns, der für Lernen und Gedächtnis zuständig ist. Das können auch Inhalte sein, die augenscheinlich nichts miteinander zu tun haben, aber konzeptionell ähnlich sind. So könne das Gehirn - nach dem Aufwachen - Wissen auf abstrakte Art und Weise neu kombinieren.

Zweifelsfrei belegt ist diese These allerdings nicht, denn andere Befunde deuten auf eine Verbesserung der Fähigkeit zur Problemlösung nach nur zehn Minuten Pause, ganz ohne Schlaf, hin.

(chrima)

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