UN-Nothilfe

"Humanitäre Katastrophe": Afghanistan braucht 4,5 Milliarden Euro pro Jahr

Ein Bild vom 8. Jänner aus der afghanischen Hauptstadt, wo sich die Armutssituation durch die politischen Umbrüche des Sommers zunächst massiv verschlechtert hat.
Ein Bild vom 8. Jänner aus der afghanischen Hauptstadt, wo sich die Armutssituation durch die politischen Umbrüche des Sommers zunächst massiv verschlechtert hat.APA/AFP/MOHD RASFAN
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Die UNO startet den größten humanitären Spendenaufruf ihrer Geschichte. UN-Hochkommissar Grandi hofft, dass die verbesserte Sicherheit die Chance biete, Millionen von Vertriebene in ihre Heimat zurückzubringen.

Die UN-Hilfe für Afghanistan und Nachbarländer mit Flüchtlingen kostet in diesem Jahr mindestens 4,5 Milliarden Euro. Das berichten die Vereinten Nationen in Genf, die am Dienstag ihren Finanzbedarf vorstellten. Es sei der größte humanitäre Spendenaufruf, den die Vereinten Nationen je für ein Land verfasst hätten, teilte das UN-Nothilfebüro (OCHA) am Dienstag in Genf mit. "Es zeichnet sich eine riesige humanitäre Katastrophe ab", sagte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths.

Für humanitäre Hilfe in Afghanistan selbst brauchen die Vereinten Nationen gut 4,4 Milliarden Dollar (rund 3,9 Mrd Euro). Damit sollen 22 Millionen Menschen unterstützt werden. Es geht um Nahrungsmittelhilfe, Gesundheitsdienste, Notunterkünfte, die Agrar-Unterstützung für Bauern sowie eine Versorgung mit sauberem Wasser und Schulen. Zudem sollen 5,7 Millionen Afghaninnen und Afghanen sowie ihre Gastgeber in fünf Nachbarländern unterstützt werden. Dazu gehören der Iran und Pakistan. Dafür sind 623 Millionen Dollar nötig (550 Mio Euro).

"Dies ist eine Überbrückungsmaßnahme, eine absolut notwendige Überbrückungsmaßnahme, die wir der internationalen Gemeinschaft heute vorlegen", sagte der Leiter der UN-Hilfe, Martin Griffiths, vor Journalisten in Genf. 

Der abrupte Abzug der ausländischen Hilfe im vergangenen Jahr nach dem Sieg der Taliban im August hat die schwache Wirtschaft Afghanistans an den Rand des Zusammenbruchs gebracht, die Lebensmittelpreise stiegen rapide an und verursachten einen weit verbreiteten Hunger.

170.000 Menschen wieder zurückgekehrt

Die gegen die Taliban verhängten westlichen Sanktionen verhinderten in der Folge die Lieferung von Grundnahrungsmitteln und Medikamenten, obwohl sich diese Situation seit der Verabschiedung von Ausnahmeregelungen durch den UN-Sicherheitsrat und Washington im Dezember entspannt hat.

Griffiths, der sich mit Taliban-Vertretern getroffen hat, sagte, der humanitäre Plan sei "sorgfältig kalibriert" worden, damit die Hilfe direkt an die Bedürftigen und nicht an die Behörden geht.

Filippo Grandi, UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, hoffte darauf, dass die verbesserte Sicherheit die Chance biete, Millionen von Menschen, die durch den langen Konflikt vertrieben wurden, in ihre Heimat zurückzubringen. Seit der Machtübernahme durch die Taliban seien bereits 170.000 Menschen zurückgekehrt.

"Der Konflikt zwischen den Taliban und der vorherigen Regierung ist beendet, und das hat einen gewissen Raum der Sicherheit eröffnet, den wir meiner Meinung nach nutzen müssen", so Grandi. "Aber dafür brauchen wir die Ressourcen, die Teil dieses Appells sind."

(APA/dpa/Reuters)

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