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Jesuiten

Die Prophezeiung des Ober-Beatle ist noch nicht eingetreten. Jesus ist in aller Munde.

Als John Lennon 1966 in einem Interview behauptete, die Beatles seien populärer als Jesus und das Christentum werde verschwinden, bekam ihm das nicht sonderlich gut. In den USA, „God's own country“, brach ein Sturm der Entrüstung los.

Die Prophezeiung des Ober-Beatle ist dann doch so nicht eingetreten. Jesus ist in aller Munde: in Serbien, in den USA, und im Vatikan sowieso. „Was für ein Idiot, Jesus Christus“, entfuhr es Anthony Fauci, der Corona-Koryphäe, im Kapitol in Washington bei einem Hearing im Schlagabtausch mit dem republikanischen Senator Roger Marshall. Wer wäre mehr berechtigt, den Gottessohn anzurufen, als der Apothekersohn aus Brooklyn, selbst ein „Christkind“, geboren am Heiligen Abend vor 81 Jahren? Was musste Fauci nicht alles erdulden als Berater Donald Trumps im Weißen Haus. Dafür würde ihm ein Tapferkeitsorden gebühren. Stattdessen verfolgen ihn Trumpisten mit Todesdrohungen und Obszönitäten.

Die Wurzeln des einstigen Jesuitenschülers liegen ebenso in Italien wie jene Jorge Mario Bergoglios, des prominentesten Jesuiten. Als Papst Franziskus mischt er sich – wie einst Johannes XXIII. – unters Volk. Zur Segnung eines Schallplattenladens in Rom fuhr er mit einem Fiat 500 vor. Statt Gottes Lohn gab es für den Mozart-, Bach- und Beethoven-Fan eine CD für seine Kemenate.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

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