Rauchkultur

Sind Zigaretten noch en vogue?

Österreich hat einen überdurchschnittlich hohen Raucheranteil.
Österreich hat einen überdurchschnittlich hohen Raucheranteil.EPA (Simela Pantzartzi)
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In den USA ist aktuell vom „Comeback des Rauchens“ die Rede. War es hierzulande überhaupt jemals weg?

Die New York Times hat vor wenigen Tagen erst ein „Comeback des Rauchens“ herbeigeschrieben. Vor allem junge Leute würden in der Metropole wieder vermehrt mit Glimmstängel an den Lippen gesichtet werden - kaum eine Bar, vor der kein Grüppchen, umgeben von Qualm, positioniert sei. Diese Beobachtung lässt sich auch faktisch unterlegen. Nach jahrelangem Sinken der Raucherzahlen seit 1998 gab es vor zwei Jahren erstmals wieder einen Anstieg in den USA zu vermelden - E-Zigaretten und Vapes nicht mit eingerechnet.

Die Rauchergewohnheiten in den Vereinigten Staaten lassen sich demnach in einer stark sinkenden Kurve mit kurzem Peak nach oben gegen Ende darstellen. In Österreich, dem Land, das weltweit am längsten an der Raucherlaubnis in Räumen der Gastronomie festgehalten hat, kam es erst gar nie zum steilen Abfall. Bis 2014 stagnierten die Zahlen, seitdem ist der rauchende Anteil der Bevölkerung der Österreichischen Gesundheitsbefragung zufolge um fünf Prozent zurückgegangen. Über dem OECD-Durchschnitt liegt Österreich mit knapp 21 Prozent Raucheranteil dennoch.

Jung - und hip?

Auffallend ist, dass hierzulande besonders früh zur Zigarette gegriffen wird. Das könnte an der jahrelang vermittelten Akzeptanz des Rauchens in Restaurants liegen. Vorgelebtes wird schließlich von klein auf internalisiert. Dass das Umfeld vor allem auf junge Menschen einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss hat, wird durch die Entwicklung seit Pandemiebeginn deutlich.

Während die Pandemie in den USA als Grund für den Raucheranstieg diskutiert wird - etwa wegen eines sich aus der Situation ergebenden Fatalismus -, hat sie in Österreich zur Abnahme der Anzahl junger Raucherinnen und Raucher geführt. Schließlich wurde das öffentliche Leben zwangspausiert, Bars und Clubs sind temporär aus dem Stadtbild verschwunden und mit ihnen die Möglichkeiten, mit Zigarette im Mund besonders cool auszusehen.

Cool aussehen, wie etwa die schönen Menschen, die neuerdings wieder in einer Serie wie „Emily in Paris“ rauchend auf französischen Balkonen stehen (sogar Carrie Bradshaw greift in „And Just Like That“ wieder zur Zigarette). Und rebellisch sein, in Zeiten, in denen andere Möglichkeiten etwas Dummes anzustellen ausblieben. Diese zwei Faktoren sollen zumindest, der New York Times Recherche zufolge, junge Menschen in den Vereinigten Staaten in den vergangenen zwei Jahren wieder zum Rauchen bewegt haben. Inwiefern diese Beweggründe auch auf Österreich übertragbar sind, bleibt offen. In einem Land, in dem bis vor kurzem noch beim Familienessen im Beisl geraucht werden konnte, dürfte die Zigarette nämlich für manche junge Menschen eher wenig Rebellionspotenzial beinhalten.

Nachzügler Österreich

Es scheint zumindest so, als würde Österreich mit einiger Verzögerung nun erstmals den Abwärtstrend verfolgen, den einige Länder schon vor Jahren bis Jahrzehnten vorgelebt haben. In Schweden etwa ist der Anteil der täglich rauchenden Bevölkerung längst einstellig. Das liegt mit großer Wahrscheinlichkeit auch an den um einiges strengeren Maßnahmen, die seit 2019 auch das Rauchen vor jeglichen Gaststätten verbieten. Ob nach jedem Tief auch wieder zumindest ein minmales Hoch kommt - wie in den USA - wird sich zeigen. Einige Länder - darunter Finnland, Schweden und Neuseeland - arbeiten jedenfalls aktiv in Richtung rauchfreie Bevölkerung. Als der „Aschenbecher Europas“, wie es die Ärzte Zeitung des Springer Verlags 2014 tituliert hatte, ist Österreich davon noch ein Stück weit entfernt.

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