Die Eruption des Hunga Tonga wurde auch in Österreich registriert. Die Lage im Land war vorerst unklar.
Nuku'alofa/Wellington/Canberra. Nach dem gewaltigen Ausbruch eines unterseeischen Vulkans im Gebiet des südpazifischen Inselstaates Tonga am Samstag waren die Folgen am Sonntag unabsehbar. Aus Tonga (rund 100.000 Einwohner) kamen zunächst noch Berichte und Videos, wonach mehr als ein Meter hohe Wellen über die Küste ins Landesinnere vordrangen. Man sieht Zäune, die umgerissen werden, Autos werden weggespült, in einer Kirche steht das Waser auf Höhe der Bänke, man hört ferne Explosionen und Menschen sind verängstigt, aber schwere Beschädigungen waren nicht erkennbar.
Später rissen allerdings die Kommunikationsverbindungen ab, dazu kamen Berichte über Ascheregen und „giftige Luft“ auf den Inseln des Archipels. König Tupou VI. (62) und Regierungsmitglieder wurden Berichten neuseeländischer und australischer Medien zufolge von Soldaten in höhere Regionen der Hauptinsel Tongatapu gebracht – sie ist an ihrer höchsten Stelle 28 Meter hoch. Das Land mit seinen rund 170 Inseln (36 davon bewohnt) und einer Gesamtlandfläche von etwa 750 km2 (Wien: 415) hat andernorts allerdings deutlich größere Erhebungen.
Satelliten sahen zu
Japanische und US-Satelliten hatten die Eruption des (verkürzt) Hunga Tonga genannten Vulkans etwa 65 Kilometer nördlich der Hauptinsel live beobachtet; er war schon seit einiger Zeit aktiv gewesen und stieß eine gewaltige Explosionswolke aus, die aus dem Zusammentreffen von Meerwasser mit Magma entstand und mehr als 18 Kilometer hoch wuchs. Berichten zufolge war die Explosion in mehreren Tausend Kilometern Umkreis zu hören, sogar noch in Neuseeland (rund 2000 km entfernt). Dort richteten Flutwellen kleinere Schäden in Häfen an, es gab allerdings auch Berichte über plötzliche Klein-Tsunamis etwa aus Fidschi, Niue, den Cook-Inseln, Japan, Australien, Kanada, Kalifornien, Chile und Peru. Aus letzterem Land stammen Videos, die zeigen, wie Lokale und Geschäfte in Strandnähe überschwemmt werden. Im Norden Perus starben auch zwei Frauen, die in einem Kleinlaster nahe eines Strandes unterwegs waren, als das Fahrzeug von einer Welle erfasst wurde. Die Region ist mehr als 10.000 Kilometer vom Vulkan entfernt.
Die Druckwelle der Eruption wurde übrigens weltweit von meteorologischen Stationen gemessen, auch in Österreich.
Königspalast unter Wasser
Ein Video, das vom neuseeländischen Hochkommissariat in Tongas Hauptstadt Nuku'alofa aufgenommen wurde, zeigt, dass die Stadt überschwemmt wurde, darunter der Königspalast. Fotos von anderen Inseln zeigen aufgerissene Straßen und zerstörte Kais. Berichte über menschliche Opfer gibt es bisher allerdings nicht.
Neuseeland und Australien haben Erkundungsflüge angekündigt und werden Schiffe schicken. In beiden Ländern gibt es größere Gemeinschaften von Tonganern. Das pazifische Königreich war ab 1875 mit Deutschland verbündet, dann aber von 1900 bis 1970 britisches Protektorat. Es ist Mitglied im Commonwealth. Auch die US-Marine wird Einheiten in Marsch setzten. „Wir sind bereit, unsere Freunde und Familien in Tonga zu unterstützen“, sagte Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern.
Der Hunga Tonga formt an der Meeresoberfläche mehr als 150 Meter hohe Inselteile, sein Krater liegt aber unter Wasser. Er gilt seit jeher als recht aktiv und verändert seine Gestalt. Die Tonganer nannten seine Vulkaninseln seit jeher „hüpfende Inseln“. Tonga liegt am pazifischen „Feuerring“ und erfährt häufig seismische Aktivitäten. Erdbeben und Vulkanausbrüche sind keine Seltenheit. Auch dass sich vollkommen neue Landbereiche durch einen Vulkanausbruch bilden, kommt oft vor. Ardern sagte am Sonntag, die Behörden arbeiteten daran, die Kommunikation zu Tonga schnellstmöglich wiederherzustellen. Im Moment erhalte man „leider nicht viele Informationen“. Die Wasserversorgung von Tonga habe Priorität, es gebe Berichte über die Verunreinigung durch Asche. Diese Aschewolken machten auch Flüge unsicher. Wissenschaftlern zufolge dürfte sich die Asche auf das Weltklima auswirken und die Sonneneinstrahlung für einige Zeit geringfügig senken.