Konjunktur

Chinesische Notenbank senkt Leitzinsen

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Zuletzt waren es vor allem die starken Exporte, die Chinas Wachstum stützten. Doch der Außenhandel kann auf Dauer andere Probleme nicht alleine ausgleichen. Die Notenbank reagiert.

Die chinesische Notenbank reagiert auf die weniger schwungvolle Wirtschaftsentwicklung im Land und reduziert zwei wichtige Leitzinsen. Wie die People's Bank of China am Montag in Peking mitteilte, fällt der Zinssatz für einjährige Refinanzierungsgeschäfte mit den Banken um 0,1 Prozentpunkte auf 2,85 Prozent. Zugleich wurde der Zins für einwöchige Wertpapiergeschäfte im gleichen Ausmaß auf 2,1 Prozent gesenkt. Die Notenbank gab auch zusätzliche Liquidität in das Finanzsystem.

Neue Regierungsdaten ergaben ein deutliches Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt 2021. Zum Jahresende hin nahm das Tempo aber ab. Diese Entwicklung wurde von Experten als Erklärung für die Zinssenkung herangezogen: "Offenbar macht sich die Regierung Sorgen über ein Abgleiten der Wirtschaft, gerade auch im Hinblick auf die konjunkturellen Risiken der Omikron-Variante", kommentierten Analysten der Commerzbank. Die Notenbank könnte die Geldpolitik weiter lockern, auch wenn ihr Handlungsspielraum angesichts der Schuldenproblematik begrenzt ist.

Plus 8,1 Prozent im Vorjahr

Chinas Wirtschaft ist im abgelaufenen Jahr nach offiziellen Angaben um 8,1 Prozent gewachsen. Wie das Pekinger Statistikamt am Montag mitteilte, schwächte sich das Wachstum im vierten Quartal jedoch weiter ab. Im Vorjahresvergleich legte die zweitgrößte Volkswirtschaft demnach zwischen Oktober und Dezember um vier Prozent zu. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts fiel damit etwas besser aus, als Analysten im Durchschnitt erwartet hatten.

Im dritten Quartal hatte das Wachstum noch bei 4,9 Prozent gelegen - nach einem Rekordzuwachs von 18,3 Prozent im ersten und 7,9 Prozent im zweiten Quartal.

Das starke Plus auf Jahressicht erklärt sich vor allem mit der niedrigen Vergleichsbasis durch die Pandemie im Vorjahr. Mit einer Null-Covid-Strategie, Massentests, Quarantänen und Einreisebeschränkungen hatte das bevölkerungsreichste Land das Virus schneller in den Griff bekommen als die meisten anderen Staaten. Dennoch sagen Ökonomen nun ein Jahr mit deutlich weniger Schwung vorher.

Zuletzt waren es vor allem die starken Exporte, die Chinas Wachstum stützten. Doch der Außenhandel kann auf Dauer andere Probleme nicht alleine ausgleichen: Der Immobilienmarkt hat sich - getrieben von Unsicherheiten wie der Krise um den mit mehr als 300 Milliarden US-Dollar hoch verschuldeten Immobilienkonzern Evergrande - abgekühlt. Die Regierung arbeitet weiter daran, die hohe Verschuldung von Unternehmen zu reduzieren. Auch gestiegene Rohstoffkosten und Energieknappheit wirkten sich zuletzt negativ auf die Konjunktur aus.

Pandemie als Bremse

Entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Jahr dürfte der weitere Verlauf der Pandemie werden. Während Länder in aller Welt damit begonnen haben, mit dem Coronavirus zu leben, setzt Peking mehr denn je auf Abschottung. Landesweit wurden zuletzt täglich zwar nur rund 150 Fälle gemeldet - in einem Land mit 1,4 Milliarden Menschen. Doch abgesehen davon, dass es in China an unabhängiger Berichterstattung über Behördenversagen mangelt, bereitet die Verbreitung der hochansteckenden Omikron-Variante der Regierung Sorgen. Die Variante war nach offiziellen Angaben vergangene Woche erstmals auch in China entdeckt worden.

Experten fürchten, dass es für Chinas wirtschaftliche Entwicklung schwerwiegende Folgen haben könnte, falls es wegen der Omikron-Variante landesweit in vielen Regionen zu Lockdowns kommt, die Lieferketten unterbrechen und Fabriken lahmlegen würden. Die US-Investmentbank Goldman Sachs warnte, ein großer Omikron-Ausbruch könne in China schwerwiegende Folgen für die Konjunktur haben - und kürzte ihre Prognose für Chinas Wachstum vergangene Woche auf 4,3 Prozent im laufenden Jahr. Auch die Weltbank kürzte ihre Prognose zuletzt von 5,3 auf 5,1 Prozent.

Chinesische Ökonomen der Akademie der Sozialwissenschaften (CASS) hatten der Regierung im Dezember ein Wachstumsziel von "mehr als fünf Prozent" für dieses Jahr vorgeschlagen.

(APA/dpa)

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