Unternehmen legen Fahrplan für mehr Wasserstoff-Lkw in Österreich vor

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Güterverkehr. Betriebe fordern Förderungen von 460 Millionen Euro, damit Wasserstoff-Lkw im Lastverkehr konkurrenzfähig werden.

Wien. Was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Das berühmte Problem beschäftigt Philosophen seit vielen Jahrhunderten, wobei es dabei nur sinnbildlich um Geflügel geht, sondern allgemein um Fragen von Ursache und Wirkung. Auf Henne-Ei-Probleme trifft man etwa auch in der Klimapolitik, zum Beispiel wenn es um die Dekarbonisierung des Güterverkehrs geht. Sind auf den Straßen keine Wasserstoff-Lkw unterwegs, werden auch kaum Wasserstoff-Tankstellen entstehen. Gibt es keine Tankstellen, werden Unternehmen keine Wasserstoff-Lkw kaufen.

Dennoch: Das Konsortium H2-Mobility Austria, ein Zusammenschluss elf heimischer Unternehmen aus der Wasserstoffwirtschaft, will bis 2030 rund 2000 Wasserstoff-Lkw auf Österreichs Straßen bringen. Wie das trotz Henne-Ei-Problematik gelingen könnte, hat sich die Beratungsgesellschaft Deloitte in einer Studie für die Gruppe angeschaut. Am Donnerstag wurde sie präsentiert.

Das größte Hindernis für mehr Wasserstoffmobilität: Sie ist teuer. Mit H2 betriebene Lkw werden nur von wenigen Unternehmen hergestellt und kosten ein Vielfaches von Dieselfahrzeugen. Auch an der Tankstelle sind sie teurer, mit grünem Strom erzeugter Wasserstoff kostet derzeit etwa dreimal so viel wie Diesel. Und teuer ist auch die Tankinfrastruktur für H2-Mobilität. Deshalb sollte der Staat laut Deloitte Investitionen fördern, bis der Sektor wirtschaftlich wird.

Warten auf billigere Fahrzeuge

Wenn die öffentliche Hand 80 Prozent der Mehrkosten für Beschaffung von Wasserstoff-Fahrzeugen und die Bereitstellung der Tank-infrastruktur übernimmt, könnte die Technologie demnach bis 2030 konkurrenzfähig werden. Kosten würde das laut Studie zwischen 420 und 460 Millionen Euro. Wobei die Autoren betonen, dass sich die Förderungen für den Staat rechnen – in Form von Wertschöpfung und Tausenden neuen Jobs.

Gegen Ende des Jahrzehnts dürfte es fixfertige Wasserstoff-Lkw von großen Herstellern wie Daimler oder Volvo geben. Die Fahrzeuge würden dann deutlich billiger.

Strompreisschwankungen

Damit bis dahin auch die Tankinfrastruktur an wichtigen Routen vorhanden ist, brauche es neben der Förderung von Mehrkosten allerdings noch weitere Maßnahmen. Deloitte empfiehlt etwa schnellere Zulassungsverfahren bei der notwendigen Infrastruktur sowie eine zentrale Förderstelle für H2-Mobilität.

Damit in Österreich genügend günstiger Wasserstoff hergestellt wird, sollte der Staat laut Studie Wasserstoffproduzenten gegen Strompreisschwankungen absichern. Etwa indem der Staat die Mehrkosten übernimmt, wenn der Strompreis höher als 72 Euro pro Megawattstunde liegt. Derzeit kostet eine Megawattstunde im Schnitt rund 200 Euro und in der Spitze teilweise bis zu 350 Euro.

Warum nicht Batterie?

Warum nicht einfach auf batteriebetriebene Lkw setzen, anstatt viel Geld in Hydrogen-Mobilität zu stecken? Für E-Mobilität gibt es ja bereis hohe Förderungen. Für den Fernverkehr sind batteriebetriebene Lastwagen aber nicht geeignet, sagt AVL-Manager Rolf Dreisbach. Bei einer täglichen Fahrleistung von 300 bis 700 Kilometer müssten die Akkus bis zu 800 Kilowattstunden fassen. Das bedeute sieben Tonnen Zusatzgewicht und sei weder räumlich noch gewichtsmäßig im Lkw unterzubringen.

Beim Wasserstoff-Konsortium, zu dem neben AVL etwa auch Post, OMV und Gebrüder Weiss gehören, erwartet man jedenfalls, dass im Güterverkehr künftig beide Antriebe auf Österreichs Straßen unterwegs sein werden. E-Lkw im Nahverkehr und Wasserstoff-Lkw auf den langen Distanzen.

Wobei die Gruppe betont, dass der Fernverkehr auf der Straße nicht mit dem Schienenverkehr konkurriere – sondern ihn ergänze. Man müsse den Güterverkehr künftig ganzheitlich denken.

CO2 und Feinstaub

Auch wenn 2000 Wasserstoff-Lkw gemessen an den in Österreich zugelassenen Lastwagen deutlich weniger als ein Prozent ausmachen. Allein 2000 Wasserstoff-Schwerlast-Lkw könnten laut Deloitte-Experte Alexander Kainer jedenfalls 70 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff einsparen. Jährlich würden 24.000 Tonnen weniger CO2 ausgestoßen. Und es würde weniger Feinstaub entstehen.

Derzeit sind österreichweit vier Wasserstoff-Tankstellen in Planung. Partner für die Wasserstoff-Erzeugung sind der Verbund und die OMV.

(luis)

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