Sozialpsychologie

Speichelaustausch ist Familiensache

Speichelaustausch als Zeichen großer Intimität.
Speichelaustausch als Zeichen großer Intimität.(c) 2021 Getty Images
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Über kulturelle Grenzen hinweg gilt Speichelaustausch als Zeichen großer Intimität. Das können sogar Säuglinge und Kleinkinder bereits erkennen, wie eine Studie zeigt.

Wie andere Körperflüssigkeiten scheint auch Speichel mit Konnotationen aufgeladen zu sein. Die Spucke anderer Menschen ist erst einmal etwas Grausiges - gilt doch wenig als so erniedrigend, wie angespuckt zu werden. Beim Küssen wiederum scheint der Austausch von Speichel und die Erforschung einer körperfremden Mundhöhle ganz und gar nicht ekelerregend und macht Spaß.

Ähnlich der Zugang, handelt es sich um den Speichel des eigenen Babys - da wird gerne und liebevoll abgewischt und aufgefangen, und das abgelutschte Keks des Nachwuchses findet nicht selten sein Ende im Mund der Eltern. Eine Tatsache, die auch den kleinen Familienmitgliedern selbst auffällt und Folgen hat - auch sie können den fehlenden Ekel vor dem Speichel als enge familiäre Bindung deuten, wie eine Untersuchung an der Harvard University herausgefunden hat.

Wer teilt Speichel miteinander?

In dem durchgeführten Experiment konnten Kinder zwischen fünf und sieben Jahren sehr genau unterscheiden, was unter Freunden und Familienmitgliedern üblicherweise miteinander geteilt wird. Während Essen und Spielzeug auch unter Freunden geteilt wird, trifft das bei bereits abgeschlecktem oder „eingespeicheltem“ Essen nur innerhalb der Kernfamilie zu. Sogar Säuglinge und Kleinkinder können erkennen, dass wer Speichel teilt, sich in Notsituationen gegenseitig hilft.

Diese Unterscheidung ist für Kinder absolut relevant - schließlich sind sie auf Erwachsene angewiesen, um zu überleben. Um früh unterscheiden zu können, welche Menschen sich in welcher Intensität um einen kümmern, wird also das Verhalten dieser Menschen beobachtet. Wie Menschen interagieren deutet auf das Verhältnis zueinander hin. Und Speichelaustausch sei ein eindeutiger Indikator für ein Naheverhältnis.

Kulturell weit verbreitet

Das sei nicht nur in der westlichen Kultur so, sondern sehr weit verbreitet, wie eine größere diesbezügliche Untersuchung zeigt. Speichelaustausch in engen Beziehungen sei also über die kulturelle Prägung hinaus weit verbreitet, so die Studie. Schon davor wusste man, dass Säuglinge bereits darauf achten, ob Menschen nett zueinander sind. Diese Studie hat nun gezeigt, dass Säuglinge nicht nur die Eigenschaften von Menschen in Betracht ziehen, sondern auch darauf achten, wie und wodurch Menschen untereinander verbunden sind.

>>> zur Studie

(chrima)

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