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Immobilieninvestoren waren 2021 europaweit aktiver denn je

CBRE: Mit 359 Mrd. Euro erhöhte sich im Vorjahr das Volumen gegenüber 2020 um 25 Prozent und gegenüber dem bisherigen Höchststand im Vorkrisenjahr 2019 um 8 Prozent.

Im Jahr 2021 sind mehr Investorengelder in Gewerbeimmobilien geflossen denn je. Europaweit habe sich die Gesamtsumme gegenüber dem ersten Coronajahr 2020 um 25 Prozent auf 359 Mrd. Euro ausgeweitet, wie der Immobiliendienstleister CBRE am Montag bekannt gab. Das waren den Angaben zufolge auch um 8 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019, also vor der Pandemie. Besonders gefragt waren Mehrfamilienhäuser sowie Logistik- und Industrieimmobilien. Dieser Trend soll 2022 anhalten.

Auf dem verhältnismäßig kleinen Markt Österreich legten die Investitionen im abgelaufenen Jahr gegenüber 2020 von 3,3 auf 4,2 Mrd. Euro ebenfalls markant zu, wie CBRE auf APA-Anfrage mitteilte. Vom Vorkrisenniveau 2019 in Rekordhöhe von 5,9 Mrd. Euro ist man damit aber weit entfernt.

Die gesamteuropäischen Immobilieninvestitionen zogen in den letzten drei Monaten des abgelaufenen Jahres nochmals spürbar an. Das Volumen erhöhte sich im vierten Quartal 2021 gegenüber dem Vergleichszeitraum im Jahr davor um 37 Prozent auf 136 Mrd. Euro. Gegenüber dem vierten Quartal 2019 betrug das Plus 10 Prozent.

Zuwächse in Deutschland

Besonders stark waren die Zuwächse 2021 in Deutschland mit einem Plus gegenüber dem Jahr davor von 39 Prozent auf 110 Mrd. Euro und in den nordischen Ländern (plus 44 Prozent). Das Investitionsvolumen in Deutschland war laut CBRE "das höchste jemals in einem europäischen Land verzeichnete".

Die investierten Summen stiegen auch in den meisten anderen großen europäischen Ländern - so etwa im Vereinigten Königreich (plus 49 Prozent), in Irland (plus 54 Prozent), Spanien (plus 33 Prozent) und Italien (plus 13 Prozent). Es gab aber auch rückläufige Märkte: In Frankreich (minus 9 Prozent), Portugal (minus 21 Prozent) und den Niederlanden (minus 10 Prozent) lag das Volumen 2021 unter dem von 2020.

Getrieben wurde das Wachstum in Europa durch einige große Transaktionen wie zum Beispiel die Übernahme der Wohnimmobilienplattform der Deutschen Wohnen in Deutschland durch Vonovia (22,3 Mrd. Euro) und die Veräußerung des Wohnimmo-Geschäfts von Akelius in Deutschland und den nordischen Ländern an Heimstaden (9,1 Mrd. Euro). Investoren investierten laut CBRE größere Volumina in Immobilien, insbesondere in den Mehrfamilienhaussektor.

Assetklasse Office

Der größte Sektor in Europa bleibe aber der Büromarkt mit einem Investitionsvolumen von 111 Mrd. Euro im Jahr 2021. Das entspreche einem Anstieg von 16 Prozent gegenüber 2020 und "signalisiere eine Rückkehr des Vertrauens der Investoren". Besonders stark entwickelt habe sich der Büromarkt in den nordischen Ländern (plus 117 Prozent), Großbritannien (plus 48 Prozent), den Niederlanden (plus 30 Prozent), Spanien (plus 27 Prozent) und Deutschland (plus 10 Prozent). Für das Jahr 2022 erwartet CBRE eine "breitere Erholung in vielen europäischen Ländern für Investitionen in der Assetklasse Office".

Weiterhin "außerordentlich gut" habe sich der Markt für Mehrfamilienhäuser entwickelt. Das Investitionsvolumen sei im abgelaufenen Jahr gegenüber 2020 europaweit um insgesamt 42 Prozent auf ein neues Rekordhoch von 102,6 Mrd. Euro gestiegen und fordere damit nun den Büromarkt als größten Investitionssektor heraus.

Industrie und Logistik

Auch Investitionen in europäische Industrie- und Logistikimmobilien erreichten mit einem Zuwachs von 48 Prozent auf 62 Mrd. Euro einen neuen Höchststand. Dazu verhalfen Transaktionen wie die Rekapitalisierung des Europe Value Venture Fund III von EQT Exeter durch GIC im Wert von 3,1 Mrd. Euro, die Übernahme des Vertriebsnetzes von Asda durch Blackstone im Wert von 1,7 Mrd. Pfund (rund 2 Mrd. Euro) sowie der Verkauf des spanischen Logistikportfolios von Montepino und CBRE Investment Management an Bankinter im Wert von 1 Mrd. Euro.

Auf Erholung deutet den Angaben zufolge auch alles am Hotelinvestmentmarkt hin. Das europäische Hotelinvestitionsvolumen ging 2021 um 70 Prozent auf 17,1 Mrd. Euro nach oben. Es habe "keine sichtbaren Probleme auf dem Markt" gegeben.

Retailmarkt unter Druck

Der Einzelhandelssektor hingegen stehe weiter unter Druck. Insgesamt schrumpfte das Investitionsvolumen im Retailmarkt 2021 gegenüber dem ersten Coronajahr 2020 um 11 Prozent auf 35,2 Mrd. Euro. Vereinzelt gab es aber auch massive Zuwächse - so beispielsweise im Vereinigten Königreich (51 Prozent), in den nordischen Ländern (plus 23 Prozent) und in der CEE-Region (plus 41 Prozent).

"Wir haben im Jahr 2021 einen starken Aufschwung des Investitionsvolumens erlebt, der den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2019 übertrifft- wir gehen davon aus, dass die positive Dynamik anhalten wird", ist CBRE-Österreich-Chef Andreas Ridder überzeugt, der auch für den CEE-Raum verantwortlich ist. Die Erholung werde durch das Niedrigzinsumfeld und das starke Wirtschaftswachstum unterstützt. Die steigende Inflation und das anhaltende Aufkommen von Covid-19-Varianten "bleiben aber Herausforderungen".

"Nach den Rekordergebnissen in den Sektoren Mehrfamilienhäuser und Logistik- und Industrieimmobilien erwarten wir für 2022 ein weiterhin starkes Interesse der Anleger an diesen Assetklassen", präzisierte Ridder. Auch die Erholung bei Büroimmobilien sei bereits in vollem Gange. In den Einzelhandel wird seiner Meinung nach 2022 wieder mehr Kapital fließen, insbesondere in Fachmarktzentren und Einzelhandelsgeschäfte mit Lebensmittelgeschäften.

(APA)

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