Konjunktur

Hohe Energiepreise bremsen Erholung der Industrie

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IV wünscht sich staatliche Unterstützung angesichts gestiegener Kosten. Betriebe könnten hohe Energie- und Rohstoffpreise über die Preise abwälzen

Es gäbe genügend gute Nachrichten über die heimische Industrie zu berichten. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, die Zahl der Beschäftigten stagniert nur, weil Fachkräfte fehlen. Viele Betriebe würden gern einstellen. Obwohl ferne Märkte wie China virusbedingt noch immer nicht voll und ganz erreichbar sind, zieht auch die Nachfrage aus dem Ausland wieder an. Der wirtschaftliche Aufschwung geht weiter, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung (IV) hervorgeht.

Dennoch: Die Konjunktur könnte sich deutlich rascher erholen, wären da nicht extrem gestiegene Energiepreise, Inflation und Rohstoffknappheit, die den Produktionsbetrieben das Leben schwer machen. IV-Chefökonom Christian Helmenstein sprach von „extrem heftigem“ Gegenwind durch konjunkturelle Störfaktoren, die derzeit bloß einen moderaten Aufschwung zulassen würden.

Allen voran sind es die hohen Energiepreise, die den Industriellen Sorgen bereiten. Der Energiekosteneinsatz bei Unternehmen hat sich laut Helmenstein zuletzt verdoppelt bis verdreifacht. Bei größeren, energieintensiven Unternehmen bedeute das monatlich Mehrkosten im Millionenbereich. Entspannung ist nicht in Sicht. Beim Gaspreis etwa rechne man an den Märkten nicht vor Anfang 2023 mit einer Normalisierung.

Politik als Preistreiber

Die Energiepreise sind laut Helmenstein aus mehreren Gründen hoch. Zum einen treibe der CO2-Preis die Kosten. Gas ist aber auch deshalb knapp und teuer, weil Russland aufgrund der Ukraine-Krise weniger liefert. Auf den Strompreis wirkt sich das aus, weil Gas wegen der Abkehr von Kohle und wegen des deutschen Atomausstiegs vermehrt für die Stromerzeugung eingesetzt wird.

Wobei beim Strom dazukomme, dass Österreich seine Erneuerbaren zu wenig ausgebaut habe und mangels Transportinfrastruktur auch keinen günstigen Windstrom aus Norddeutschland importieren könne.
Jedenfalls sei den Preistreibern gemeinsam, dass sie „politikgemacht“ sind, sagt IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. Die Politik müsse den Unternehmen deshalb unter die Arme greifen. Als Maßnahme fordert er eine Strompreiskompensation nach deutschem Vorbild. Auch Liquiditätshilfen empfiehlt er anzudenken, wie zum Beispiel Stundungen und Garantien.

Abgewälzte Preise

Laut der Umfrage, für die Ende des abgelaufenen Jahres 391 Unternehmen mit rund 260.400 Beschäftigten befragt wurden, erwägen zahlreiche Industriebetriebe, die gestiegenen Kosten einfach weiterzureichen. Und das zeitnah. Knapp die Hälfte gab an, gestiegene Rohstoff- und Energiepreise in den kommenden drei Monaten möglicherweise auf die Kunden abzuwälzen.

Auch wenn der zuletzt beobachtete Preisanstieg weder vorübergehend sein noch auf wenige Warengruppen beschränkt bleiben dürfte – Helmenstein betont, dass die Industrie kein Inflationstreiber sei. Im Gegenteil: Weil die Produktivität steigt, könne die Industrie die Preise fast konstant halten, das dämpfe die Inflation. Die größten Preisanstiege habe es bei Dienstleistungen gegeben. So seien Kleidung und Schuhe seit 2011 nur um 5,9 Prozent teuerer geworden und Haushaltsgeräte um 11,4 Prozent. Beherbergung wurde um 22,7 Prozent teurer, Gastronomie um 30 Prozent.

Wachstum mit Risken

Österreichs Wirtschaft könnte laut IV heuer um 3,5 bis vier Prozent wachsen. Vorausgesetzt freilich, dass nach überstandener Omikron-Welle auch der Tourismus wieder anspringt und für konjunkturelle Impulse sorgt. Und vorausgesetzt auch, dass die Ukraine-Krise sich nicht zu einem größeren Konflikt samt weitreichenden Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland auswächst.

(luis)

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