Nordkorea

Kim unternimmt größten Raketentest seit Jahren

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Das kommunistische Regime erprobt immer mehr Waffen. Der Test einer Mittelstreckenrakete am Sonntag war der größte seit 2017, sagen Experten. Südkorea zeigt sich zunehmend besorgt. Kritik kam aus den USA.

Pjöngjang/Seoul. Ungeachtet internationaler Sanktionen hat die selbst erklärte Atommacht Nordkorea am Sonntag seinen vermutlich größten Raketentest seit 2017 durchgeführt. Nach bereits sechs Raketentests seit Jahresbeginn feuerte das Land nach Angaben Südkoreas und Japans seit Jahren wieder eine ballistische Mittelstreckenrakete ab, die über eine potenzielle Reichweite von Tausenden Kilometern verfügt. Die USA und ihre Verbündeten Japan und Südkorea verurteilten den Test.

Der südkoreanische Präsident, Moon Jae-in, warf der politisch isolierten Führung in Pjöngjang vor, neue Spannungen auf der koreanischen Halbinsel zu schüren. UNO-Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung von ballistischen Raketen. Dabei handelt es sich in aller Regel um Boden-Boden-Raketen, die auch einen nuklearen Sprengkopf tragen können.

Nordkorea sei einen Schritt näher zum vollständigen Bruch seines selbst auferlegten Teststopps für Langstreckenraketen gekommen, wurde Moon von seinem Büro zitiert. Die Reihe von sieben Raketentests allein in diesem Monat erinnere an die erhöhten Spannungen von 2017, sagte Moon bei einer Dringlichkeitssitzung des Nationalen Sicherheitsrats in Seoul. Damals hatte Nordkorea neben Tests von Langstreckenraketen auch seinen sechsten und bisher stärksten Atomversuch unternommen.

Demonstration der Stärke

Nach Ansicht von Experten dienen die bisherigen Raketentests in diesem Jahr nicht nur der Weiterentwicklung der Raketentechnik. Pjöngjang will auch Stärke nach innen und außen demonstrieren und womöglich versuchen, Washington zu konkreten Vorschlägen für Verhandlungen zu bewegen. Die Gespräche der beiden Länder über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm kommen seit gut drei Jahren nicht mehr voran. Nach zuletzt neuen Sanktionen der USA gegen sein Land hatte der nordkoreanische Machthaber, Kim Jong-un, in diesem Monat angedeutet, wieder Interkontinentalraketen und Atombomben testen zu können.

Weitere Waffentests

Südkoreas Militär teilte mit, Nordkorea habe Sonntagfrüh eine Mittelstreckenrakete von der nördlichen Region Chagang an der Grenze zu China abgeschossen. Sie sei etwa 800 Kilometer in Richtung offenes Meer geflogen und habe eine Flughöhe von 2000 Kilometern erreicht. Sie sei offensichtlich von einem steilen Winkel abgefeuert worden, wodurch sich die Flugdistanz verkürzt habe. Als Mittelstreckenraketen gelten Raketen mit einer Reichweite von 800 bis 5500 Kilometern.

Vor dem jüngsten Test hatte Nordkorea im Jänner nach eigenen Angaben neben Raketen von einem Zug aus auch Marschflugkörper und Hyperschallwaffen erprobt. Im Gegensatz zu ballistischen Raketen verfügen Marschflugkörper über einen permanenten eigenen Antrieb. Sogenannte Hyperschallgleiter können von einer ballistischen Rakete gestartet werden. Hyperschallraketen können wegen ihrer hohen Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit nur schwer abgefangen werden.

Pjöngjang treibt seit Jahren vor allem die Entwicklung von Raketen voran, die mit Atomsprengköpfen ausgerüstet werden könnten. Es ist deswegen harten internationalen Sanktionen unterworfen. Nach eigenen Angaben verfügt das Land auch über Raketen, die US-Festland erreichen. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2022)

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