Olympia

Karl, "der Große": Volksheld wider Willen

Karl Schranz wurde 1972 nach dem Olympia-Ausschluss von einer Menschenmasse auf dem Ballhausplatz empfangen.
Karl Schranz wurde 1972 nach dem Olympia-Ausschluss von einer Menschenmasse auf dem Ballhausplatz empfangen.Votava/Imagno/picturedesk.com
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An Karl Schranz und dem 50-Jahre-Jubiläum seines Ausschlusses offenbart sich der Wandel der Spiele. Es diktieren Kommerz, Industrie – und Politik.

Viele Jubiläen liefern keinen Grund zum Feiern, denn sie dienen eher als Mahnmäler. Das passt 2022 optimal ins Bild, weil Skurriles ansteht mit Winterspielen in China, die einem Regime trotz Pandemie als Propagandashow dienen – und dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zur Rettung des seit Jahren schwächelnden Franchise-Produkts unter der Trademark der Fünf Ringe. Lobbying, Doppelmoral, Heuchelei, Macht – die Causa Karl Schranz und sein Ausschluss von Olympia 1972 passen dazu punktgenau.

Heute, auf den Tag genau, ist dieser Skandal 50 Jahre alt. Dem Skifahrer wurde ein bei einem Benefizspiel getragenes T-Shirt samt Schriftzug einer Kaffeemarke zum Verhängnis. Der damalige IOC-Präsident, der Amerikaner Avery Brundage, witterte eine arglistige Verletzung des Amateurgedankens. Der Österreicher wurde von Olympia in Sapporo ausgeschlossen. Was in anderen Ländern, etwa der Schweiz, „nur als simple Notiz wahrgenommen“ worden ist, ätzte Bernhard Russi, der statt Schranz die Olympia-Abfahrt gewann, bei einem Treffen mit der „Presse“ im Hangar7, wuchs sich in Österreich mit der Ankunft des Sportlers zum Staatsakt aus.

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