Nach Testflug

Raketentest: Nordkorea veröffentlicht Fotos aus dem Weltraum

Diese Bilder hat die nordkoreanische Nachrichtenagentur veröffentlicht.
Diese Bilder hat die nordkoreanische Nachrichtenagentur veröffentlicht. APA/AFP/KCNA VIA KNS/STR
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Nach Einschätzung von Experten könnte die bereits mehrfach getestete Mittelstreckenrakete Hwasong-12 theoretisch die US-Pazifikinsel Guam erreichen. Dort haben die USA einen Militärstützpunkt.

Nordkorea hat den ersten Test einer potenziell atomwaffenfähigen Mittelstreckenrakete seit 2017 von eigenem Boden bestätigt. Der Test einer ballistischen Rakete vom Typ Hwasong-12 habe die Genauigkeit und Wirksamkeit für einen Einsatz belegt, berichteten die Staatsmedien am Montag - einen Tag nach dem Testflug. Die "ballistische Mittelstrecken- und Langstrecken-Boden-Boden-Rakete" befinde sich in der Produktion.

Nach Einschätzung von Experten hat die schon mehrfach getestete Hwasong-12 eine Reichweite von 4500 Kilometern und könnte damit theoretisch die US-Pazifikinsel Guam erreichen, wo die USA einen Militärstützpunkt haben.

Die nordkoreanische Nachrichtenagentur veröffentlichte ungewöhnliche Bilder vom Raketenstart und aus dem Weltall, angeblich aufgenommen von einer Kamera, die an dem Geschoss montiert gewesen sein soll. Auf den Aufnahmen (wohl aus bis zu 2000 Kilometern Höhe aufgenommen) sind Teile der koreanischen Halbinsel zu erkennen.

Im Ausland wird nun befürchtet, die politisch weitgehend isolierte Führung in Pjöngjang könnte bald auch wieder Interkontinentalraketen testen lassen. Mit dem Test einer Mittelstreckenrakete geht Nordkorea über seine sechs vorangegangenen Waffentests in diesem Jahr hinaus. Das Land hatte davor ballistische Raketen von kurzer Reichweite, Marschflugkörper und eigenen Angaben zufolge auch Hyperschallraketen getestet, die mit mehr als fünffacher Schallgeschwindigkeit fliegen können.

Der Test einer Hwasong-12 stellt nach Einschätzung von Experten aber kein grundlegend neues Bedrohungsszenario dar. Nordkorea hatte eine solche Rakete vor fünf Jahren schon mehrfach getestet. Die jetzigen Berichte nordkoreanischer Medien über den Test deuteten an, dass es sich um eine Art "Anwender-Versuch" handle, schrieb der Experte Ankit Panda auf Twitter. "Jetzt ist es ein Lebensfakt: Wir haben Raketen, sie funktionieren, und wir werden sie hin und wieder testen, um sicher zu gehen, dass sie funktionieren."

UNO-Resolutionen verbieten Nordkorea sowohl Atomwaffenversuche als auch Tests von ballistischen Raketen. Dabei handelt es sich in der Regel um Boden-Boden-Raketen, die je nach Bauart auch einen atomaren Sprengkopf befördern könne. Nordkorea entwickelt auch Langstreckenraketen, die einen Atomgefechtskopf bis in die USA tragen können. Pjöngjang unterstellt den USA eine feindselige Politik, was Washington bestreitet. Die Verhandlungen der USA mit Nordkorea über sein Atomwaffenprogramm kommen seit gut drei Jahren nicht mehr voran.

Versorgungsprobleme Nordkoreas verschärft

Nordkoreas selbst gesetztes Ziel ist es, möglichst ein Kräftegleichgewicht mit der Supermacht USA zu erreichen. Auch nach dem Beginn der Corona-Pandemie testete es weiter Raketen - wenn auch nicht in so rascher Abfolge. Nach Angaben von Experten unternahm Pjöngjang noch nie so viele Raketentests in einem Monat wie im Jänner.

Hinter den Tests werden verschiedene Beweggründe vermutet. Die Starts enthielten auch eine Botschaft an ausländisches und einheimisches Publikum, schrieb der Militärexperte Vann van Diepen von der auf Nordkorea spezialisierten Nachrichtenseite "38 North" des Stimson Center in den USA noch kurz vor dem Test der Mittelstreckenrakete. Es gehe Pjöngjang darum, "Trotzhaltung, militärische Stärke und technologische Errungenschaften zu zeigen". So sei etwa der Test einer KN-23-Kurzstreckenrakete im Jänner klar als Reaktion auf neue Sanktionen der USA beabsichtigt gewesen.

In Südkorea wird vermutet, das Nachbarland wolle nicht nur die Modernisierung seiner Waffen vorantreiben, sondern auch die innere Einheit stärken. Durch frühzeitige Grenzschließungen wegen der Pandemie hatten sich vor allem die Versorgungsprobleme des Landes verschärft, der Handel mit China brach ein.

Spekuliert wird auch, dass Nordkorea versuchen könnte, mehr Druck auf die USA auszuüben, damit diese konkrete Vorschläge für neue Verhandlungen vorlegen. Die Verhandlungen der US-Regierung mit Pjöngjang über sein Atomwaffenprogramm kommen schon seit gut drei Jahren nicht mehr voran.

Die USA sowie ihre Verbündeten Südkorea und Japan warfen Nordkorea nicht nur vor, wiederholt gegen UN-Resolutionen verstoßen zu haben, sondern auch die Region zu destabilisieren. Die Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung von ballistischen Raketen. Dabei handelt es sich in der Regel um Boden-Boden-Raketen, die je nach Bauart auch einen atomaren Sprengkopf befördern können. Nordkorea entwickelt auch Langstreckenraketen, die eigenen Angaben zufolge einen Atomgefechtskopf bis in die USA tragen können.

Siebenter Raketentest 2022

Der südkoreanische Verteidigungsminister Suh Wook sprach am Montag mit Blick auf den bereits siebenten Raketentest des Nachbarlands in diesem Jahr von einer "direkten und ernsten Bedrohung durch Nordkoreas jüngste Provokationen" und einer schwerwiegenden Herausforderung für die internationale Gemeinschaft.

Südkoreas Präsident Moon Jae-in warnte, mit dem Test einer Mittelstreckenrakete rücke Nordkorea näher an einen Bruch seines im April 2018 selbst auferlegten Teststopps für Atomversuche und Tests von Interkontinentalraketen. Damals hatte Machthaber Kim Jong-un erklärt, sein Land benötige keine Tests mit Mittelstrecken- und Langstreckenraketen und keine Atomversuche mehr, da die Entwicklung zu einer Atomstreitmacht abgeschlossen sei. Kim deutete im Jänner jedoch an, solche Versuche wieder aufnehmen zu können.

(APA/dpa)

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