Die US-Botschaft in Wien
Mysteriöse Fälle

Die elektro­magnetische Energie hinter dem Havanna-Syndrom

Experten legten der CIA einen Bericht vor, der das mysteriöse Havanna-Syndrom erklären könnte. Vonelektromagnetischer Energie ist die Rede. Doch aufgeklärt sind die seltsamen Fälle in den US-Botschaften damit nicht.

Der US-Geheimdienst CIA hat das Rätsel um das sogenannte Havanna-Syndrom untersuchen lassen und einen Bericht vorgelegt. Demnach lässt sich zusammenfassend sagen: Das Rätsel bleibt in großen Teilen ein Rätsel. Zunächst halten die Experten einmal mehr fest, dass die Schilderungen der Betroffenen „genuin und glaubwürdig“ seien.
Während die Symptome bei einigen plausibel zu erklären sind, etwa aufgrund ihrer Krankenakte, bleiben bei anderen die Ursachen weiterhin im Dunkeln.

Zumindest sei es möglich, dass „elektromagnetische Impulsenergie, insbesondere im Radiofrequenzbereich“ der Auslöser sein könnte, wie der Bericht festhält. Diese „Impulsenergie“ könne in geschlossenen Räumen durchaus durch mehrere Zimmer „wandern“, je nach Beschaffenheit der Wände. Ein noch nicht identifiziertes Gerät könnte der Urheber sein. Auch bestimmte Arten von Antennen würden infrage kommen.

Die Studienautoren schließen des Weiteren nicht aus, dass auch Ultraschall hinter den Symptomen stecken könnte; doch diese Wellen würden nicht weit „wandern“, das heißt, ihre Auswirkungen sind dann auch räumlich begrenzt. Nur mit medizinischer Erklärung oder Umwelteinflüssen lasse sich das Havanna-Syndrom jedenfalls nicht erklären, auch nicht mit Faktoren wie Stress, Depressionen oder Druck im Arbeitsumfeld.

Für die Studie untersuchten die Experten mehr als 1000 klassifizierte Dokumente und führten Interviews mit Betroffenen durch.
Der Bericht geht nicht auf die Frage ein, ob hinter dem Havanna-Syndrom eine gezielte Attacke steckt und wer dafür verantwortlich sein könnte. Als die ersten Fälle an die Öffentlichkeit gelangten, war von möglichen ausländischen Aggressoren die Rede.

Erstmals berichteten 2016 Mitarbeiter der US-Botschaft in Havanna von den seltsamen Symptomen. In immer mehr US-Vertretungen meldeten sich Mitarbeiter, die über diverse Symptome klagten: Angefangen von starken Kopfschmerzen bis hin zu schrillen Geräuschen im Kopf, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Schwindel, Tinnitus oder einem diffusen Druckgefühl im Schädel.

Auch Wien war betroffen

Der aktuelle Bericht unterteilt die Symptome in vier Bereiche: Druck und Schmerzen in Kopf und Ohren, Schwindel, Gleichgewichtsprobleme, Orientierungsschwierigkeiten. Insgesamt dürften etwa 1000 Menschen betroffen sein.

Vergangenen Sommer tauchte das Havanna-Syndrom auch in Wien auf. Knapp zwei Dutzend Personen dürften betroffen sein, hieß es damals – US-Diplomaten, Geheimdienstmitarbeiter, aber auch ihre Familien. Die registrierten Fälle häuften sich innerhalb weniger Monate, wie Jahre zuvor in Kuba auch. Kurze Zeit später rief Washington den Leiter der CIA-Station in Österreich ab. Amerikanischen Medienberichten zufolge warf ihm die Zentrale vor, zahlreiche Fehler bei der Aufarbeitung des Havanna-Syndroms begangen zu haben. Die Fehler wurden nicht näher genannt. Vor allem nach dem Auftauchen der ersten Fälle zweifelten viele Diplomaten an der Authentizität der Schilderungen.

Die Experten empfehlen im Bericht nun, dass unter Verschluss stehende Technologie systematisch untersucht werden soll. Zudem sollen die bislang bekannten Daten über die Betroffenen an einer Stelle gesammelt und standardisiert werden.

Für viele Beobachter ist der aktuelle Bericht keineswegs eine Absage an die Theorie, dass eine ausländische Macht hinter dem Syndrom stecken könnte – wenn nicht in allen, aber zumindest an einigen Standorten. Als die Havanna-Fälle bekannt wurden, war von Russland als möglichem Urheber die Rede. Offiziell hat die CIA diese Annahme jüngst negiert.

(duö)

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