Soziales Netzwerk

220 Milliarden Dollar Verlust: Facebook-Aktie stürzt brutal ab

APA/AFP/GETTY IMAGES/JUSTIN SULL
  • Drucken

Facebook-Mutter Meta verlor am Donnerstag mehr als 220 Milliarden Dollar an Börsewert. Am späten Abend lag der Kurs mehr als 27 Prozent im Minus. Ein derartiges Erdbeben hat der erfolgsverwöhnte Zuckerberg-Konzern nocht nicht erlebt.

Aktionäre großer Technologiekonzerne bekommen dieser Tage Wechselduschen verpasst: Vor zwei Wochen stürzte die Netflix-Aktie nach einem enttäuschenden Wachstumsausblick um ein Viertel ab, es folgten gute Zahlen von Microsoft und Apple sowie ein sehr positiv aufgenommener Quartalsbericht von Google-Mutter Alphabet, der die Aktie des Suchmaschinenkonzerns im zweistelligen Prozentbereich in die Höhe katapultierte und im Gefolge andere Technologiewerte mit nach oben zog. Das war am Mittwoch, doch die Begeisterung währte nicht einmal einen Tag.

Am Mittwochabend präsentierte Facebook-Mutter Meta ihre Zahlen und ihren Ausblick – und die Aktie rasselte sofort um 20 Prozent in die Tiefe und zog auch andere Tech-Werte nach unten. Auch im Laufe des Donnerstags erholte sich die Aktie nicht. Im Gegenteil. Es kam immer dicker. Kurz vor Börsenschluss in New York hatte Facebook mehr als 27 Prozent an Wert verloren. Mehr als 220 Milliarden Euro waren zumindest auf dem Papier vernichtet. Es war der schwärzeste Tag in der Geschichte des ansonsten so erfolgsverwöhnten Konzern von Mark Zuckerberg. Allein sein Privatvermögen schrumpfte am Donnerstag um knapp 30 Milliarden Dollar.

Konkurrenz schläft nicht

Die Gründe für diesen brutalen Absturz liegen auf der Hand: Erstmals ist die Zahl der täglich aktiven Facebook-Nutzer gesunken, und zwar um rund eine Million auf 1,929 Milliarden Menschen. Im laufenden Quartal erwartet Konzernchef Mark Zuckerberg ein schwächeres Umsatzwachstum wegen des zunehmenden Wettbewerbs um die Zeit der Nutzer auch für die zum Konzern gehörenden Dienste Instagram und WhatsApp. Zudem dürften die Apple-Maßnahmen für mehr Privatsphäre den Umsatz von Meta belasten. Hinzu kommt eine wachsende Konkurrenz durch Rivalen wie TikTok.

Die Aktien von Meta verloren an der Wall Street fast 25 Prozent. Es war der schwärzeste Börsentag in der Unternehmensgeschichte. Binnen weniger Stunden wurde ein Unternehmenswert von mehr als 200 Millionen Dollar (174 Mio. Euro) vernichtet.

Auch andere Tech-Werte wurden in Mitleidenschaft gezogen: So gaben die Aktien von Pinterest und Twitter um zehn Prozent und die des Snapchat-Betreibers Snap um ein Fünftel nach. Die gedämpften Wachstumsaussichten schlugen sowohl in Asien als auch in Europa auf die Stimmung an den Börsen. Der Index der europäischen Tech-Werte verlor am Donnerstag fast zwei Prozent.

Meta hatte bereits gewarnt, dass sein Werbegeschäft im vierten Quartal mit erheblicher Unsicherheit zu kämpfen habe. Die Auswirkungen von Apples Datenschutzänderungen in diesem Jahr bezifferte Finanzchef Dave Wehner nun auf zehn Mrd. Dollar. Das neue Betriebssystem für iPhones schränkt das Tracking persönlicher Nutzerdaten ein und macht es dadurch schwerer, Werbung zu personalisieren, wodurch sie als weniger wirksam gilt. Das hält Unternehmen davon ab, auf den Social-Media-Seiten des Netzwerkes zu werben. Auf die Einnahmen drückt auch die steigende Beliebtheit von Kurzvideos, sogenannten Reels, mit denen das Unternehmen aber weniger verdient.

Mehr Umsatz, weniger Gewinn

Für das erste Quartal rechnet Meta mit einem Umsatzplus von drei bis elf Prozent auf 27 bis 29 Milliarden Dollar. Analysten hatten jedoch mehr erwartet und waren bislang von einem Anstieg auf bis zu 30,15 Milliarden ausgegangen. Im vierten Quartal erhöhte sich der Umsatz von Meta, der überwiegend aus Werbeeinnahmen stammt, noch um 20 Prozent auf 33,67 Milliarden Dollar. Damit lag er leicht oberhalb der Analystenschätzungen. Der Nettogewinn sank wegen eines höheren Verlusts im Geschäfts mit virtuellen Realitäten, in das Meta viel Geld investiert, um acht Prozent auf 10,29 Milliarden Dollar.

Virtuelle Welt statt Werbung

„Es ist klar, dass viele große Hindernisse vor Meta liegen, dass das Unternehmen mit harter neuer Konkurrenz wie TikTok um Werbeeinnahmen konfrontiert ist und mit anhaltenden Herausforderungen beim Ad Targeting und durch Apples iOS-Änderungen zu kämpfen hat“, sagte Analystin Debra Aho Williamson von Insider Intelligence. Der Tech-Riese, der seinen Namen im Oktober von Facebook in Meta geändert hat, setzt darauf, dass die virtuelle Welt Metaverse der Nachfolger des mobilen Internets sein wird.

„Investoren, die sich mit Meta befassen, beginnen zu erkennen, dass der Kauf dieser Aktien nicht mehr in erster Linie eine Investition in deren Werbeplattform ist“, sagte Flynn Zaiger, Chef der Social-Media-Agentur Online Optimism. „Eine Investition in Meta sieht jetzt eher wie ein Bekenntnis aus, dass man daran glaubt, dass das Metaverse einen Großteil der heutigen Interneterfahrung der Verbraucher ersetzen wird.“ Erstmals soll es 2022 Metaverse-Erlebnisse wie Live-Veranstaltungen oder Shopping-Möglichkeiten mit Freunden – verbunden über Datenbrillen oder Headsets – geben. Bisher wird das Metaverse von Facebook, der Spieleplattform Roblox und Fortnite-Entwickler Epic Games dominiert.

Die Facebook/Meta-Aktie hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Als das Unternehmen 2012 an die Börse ging, hielten es viele für überbewertet. Tatsächlich stürzte die Aktie in den ersten Monaten nach dem Börsengang gleich einmal um die Hälfte ab. Danach ging es aber nach oben. Trotz des jüngsten Absturzes hat sich das Papier seit dem Börsengang verachtfacht.

Noch sind die Analysten positiv gestimmt, was die Meta-Aktie betrifft: Bloomberg-Daten zufolge gibt es 49 Kauf-Empfehlungen, elf neutrale Voten und eine Verkaufsempfehlung. (b. l./Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Online-Handel

Starkes Weihnachtsgeschäft beschert Amazon-Aktie kräftigen Kurssprung

Der Onlinehändler verdiente im Weihnachtsquartal glänzend. die Aktie stieg nachbörslich zeitweise um rund 18 Prozent. Eine andere Ankündigung aus den USA könnte allerdings neuen Ärger auslösen.
Archivbild
Aktie der Woche im Check

Die Paypal-Aktie ist völlig abgestürzt und sieht billig aus. Aber ist sie nun ein Kauf?

Der Bezahldienst enttäuschte in dieser Woche mit einer schwachen Prognose. Das hatte schwere Folgen für die Aktie. Experten erklären, was Anleger nun tun können.
47 Prozent

Snapchat-Zahlen beruhigen Anleger nach Facebook-Absturz

Facebooks Absturz hätte beinahe auch Snapchat erwischt. Nach einem Absturz um mehr als 23 Prozent, legte die Aktie massiv zu, nachdem sie ihre eigenen Zahlen vorlegte.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.