Modernisierung

Virtuelle Brillen, digitale Werkbänke

Im Industrie 4.0 Labor der FH St. Pölten beschäftigen sich Studenten mit Lerninstallationen – hier zum Thema „Assistenzsysteme in der Produktion“.
Im Industrie 4.0 Labor der FH St. Pölten beschäftigen sich Studenten mit Lerninstallationen – hier zum Thema „Assistenzsysteme in der Produktion“. Christoph Braun, FH St. Pölten
  • Drucken

An Österreichs Fachhochschulen wurde und wird laufend um- und aufgerüstet, neu, aus- und umgebaut. Ein Überblick über die wichtigsten Campus-Neuerungen.

Es wird gesägt, gebohrt, gefräst und – wie könnte es anders sein – auch dreidimensional gedruckt im neuen Maker Lab des Campus St. Pölten. Er entstand zusammen mit dem Industrial 4.0 Lab im Rahmen der großen Campuserweiterung und bietet seit November vorrangig Studenten der technischen Studiengänge, aber auch Forschenden auf 75 Quadratmetern Raum für projektbezogenes Arbeiten. „Die Labs sind darauf ausgelegt, praxisorientierte Lehre mit speziell angepassten Lehr- bzw. Lerninstallationen und Maschinen zu vermitteln“, sagt Christoph Braun, Lehrender im dualen Studiengang Smart Engineering. Konkret bedeute das: „Wir haben Bereiche, wo analoges Arbeiten wie Schneiden oder Sägen mit digitalen Technologien wie Lasercutting oder 3-D-Druck verknüpft wird“, erklärt Braun. Aus der aktuellen Corona-Situation wurde dabei ebenfalls gelernt, so können beispielsweise Maschinendaten des Labors für Studierende auch zu Hause zugänglich gemacht werden, um damit eine Art Distanz-Laborsetting herzustellen.

Im Raum daneben wurde ein weiteres Labor zum Testen und Kennenlernen neuer Technologien geschaffen. Das Industrie 4.0 Lab soll Nutzern, darunter auch Schülern, selbstständiges Experimentieren und praxisorientiertes Lehren ermöglichen. Auf thematischen Tischinseln befinden sich etwa Lerninstallationen aus den Bereichen Vision-Systeme, Ausbildungsroboter oder Internet der Dinge. Die beiden Labore sollen 2022 neben der Verwendung für Lehre und Projekte auch für Weiterbildungen und Workshops dienen, sagt Braun. Ein Beispiel seien außerschulische Wissenschaftsvermittlungsprogramme im Mint-Bereich für Unter- und Oberstufe. Oder auch Workshops für KMU: „Dabei geht es darum, Nutzungspotenzial von Technologien wie Lasercutter oder 3-D-Druck für das eigene Unternehmen zu identifizieren.“

Virtual Reality in der Pflege

Zwar nicht neu geschaffen, aber laufend modernisiert werden die Health Labs der IMC FH Krems. Insgesamt 160.000 Euro wurden erst im Dezember in Neuausstattung und modernste Technologien investiert. Etwa in einen Simulations-PC samt VR-Brille und Simulationspuppen, die Studierenden gänzlich neue Perspektiven ermöglichen, freut sich Markus Golla, Studiengangsleiter von Gesundheits- und Krankenpflege.

Die neuen Technologien werden eingesetzt, um Studenten haptische Erfahrungen zu liefern. So lernen sie etwa, Simulationspuppen EKGs anzulegen. Die Tools im Health Lab dienen aber auch dazu, komplexe Vorgänge und Erkrankungen darzustellen, indem Studenten mittels VR-Brille in menschliche Körper eintauchen. Wie hört sich eine Lungenembolie an? Wie sieht ein Herzinfarkt von innen aus? „Wir sprechen mit den Health Labs alle Lerntypen an“, erklärt Golla. „Der eine lernt besser, wenn er etwas sieht oder hört, der andere braucht die haptische Erfahrung.“ Auch Soft Skills können mit digitaler Technologie trainiert werden: Dazu dient in Krems eine von schwedischen Kriminalforschern entwickelte Computersoftware, die Puls, Lautstärke der Stimme oder Atemfrequenz der Studenten analysiert, wenn diese in Konfliktsituationen geraten – etwa Zeugen häuslicher Gewalt oder von Wutausbrüchen an Ambulanzschaltern werden.

Neubauten in Tirol und Wien

Ein gänzlich neuer Campus entsteht bis voraussichtlich 2025 in Innsbruck. Den Architekturwettbewerb für die Gestaltung des MCI Campus konnten Henning Larsen Architects für sich entscheiden. Ihr Plan: Als „Universitätsquartier“ gedacht, soll der Campus vor allem in Bezug auf die Lehr-, Lern- und Arbeitswelten glänzen – mit Cafés, Kongress- und zahlreichen Terrassenflächen. Und mit Lehrräumen im „Harvard Style“, im Halbrund angeordneten und leicht ansteigenden Seminarräume. Zudem sollen die Hörsäle mit VR-Technologie ausgestattet werden.

Ortswechsel nach Wien: Auch am Campus der FH Wien der WKW sollen Studenten und Lehrende in Zukunft bessere Bedingungen vorfinden. Ausschlag für die Veränderung ist die Übersiedelung der Modul Tourismusschulen in die Räumlichkeiten am Währinger Gürtel. Die FH erhält deshalb einen zweiten Standort, der voraussichtlich 2024 bezugsfertig sein wird. Wie genau die Veränderungen aussehen sollen, wird noch nicht verraten. Aber hochmoderne Hörsäle und Infrastruktur für das E-Learning gehören dazu.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2022)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.