Microtargeting

Droht das Aus für Facebook und Instagram in Europa?

Das Ende für personalisierte Werbung wäre für Meta ein finanzielles Fiasko. (Symbolbild)
Das Ende für personalisierte Werbung wäre für Meta ein finanzielles Fiasko. (Symbolbild)REUTERS
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Meta (vormals Facebook) hat angekündigt, sich aus der EU zurückzuziehen, sollte kein Datenaustausch zwischen den Vereinigten Staaten und der EU mehr möglich sein.

Die Datenschutzgrundverordnung ist so manchem Tech-Riesen spätestens seit ihrem Inkrafttreten 2018 ein Dorn im Auge. Denn diese sieht unter anderem vor, dass Daten europäischer Nutzer und Nutzerinnen in Europa und nicht mehr in den USA gespeichert werden. Apple hat daraufhin die DSGVO weltweit für seine Kunden umgesetzt. Ein Weg, den Meta (vormals Facebook) nicht gehen wollte und jetzt versucht, diese anderweitig zu umgehen: Facebook, Instagram und WhatsApp könnten für Europäer bald in unerreichbare Ferne rücken, wie aus einem Statement des Konzerns hervorgeht. Eine Einordnung.

In sozialen Netzwerken sorgen Berichte über ein baldiges Aus der Meta-Plattformen für hitzige Diskussionen. Doch worum geht es? Bereits seit über einem Jahr steht der europäische Ausstieg aus der personalisierten Werbung im Raum. Die eigens gegründete „Tracking-Free Ads Coalition“ soll im EU-Parlament dafür sorgen, dass „spionierender Werbung“ Einhalt geboten wird. Im Zentrum der Diskussion steht dabei das „Microtargeting“, also gezielte Marketing-Kommunikation, die auf bestimmte Charakteristika einer Person zugeschnitten ist. Besonders im US-Präsidentschaftswahlkampf von Donald Trump soll dies im großen Stil zum Einsatz gekommen sein und war rund um den Cambridge-Analytica-Skandal publik.

Beim Microtargeting...

...nutzen Werbetreibende bei Meta sogenannte „bezahlte Anzeigen“. Diese Werbeinhalte werden nur Personen angezeigt, die in die angegebene gewünschte Zielgruppe fallen. Ein solcher Beitrag lässt sich anhand weniger Klicks erstellen und auch wie gewünscht wiederholen – vorausgesetzt der Auftraggeber zahlt. In vereinzelten Fällen kann es geschehen, dass User sich aufgrund der von ihnen angegebenen Informationen in Filterblasen bewegen. Ihnen werden nur stark selektierte Informationen angezeigt – ein Prozess, der etwa auch das Wahlverhalten beeinflussen kann.

Facebook droht mit Abzug aus Europa

Mit mehr als 2,4 Milliarden aktiven Nutzern ist Facebook die Plattform, mit der größten Reichweite. Ideal geeignet zum Sammeln der dafür notwendigen Daten sind soziale Netzwerke, auf denen Userinnen und User bereitwillig persönliche Informationen preisgeben. Meta, ehemals Facebook, hat nun in einem Nebensatz angekündigt, dass ein Aus für Microtargeting in der EU auch das Aus für Facebook und Instagram in der EU bedeuten könnte.

In einem Schreiben an die amerikanische Börsenaufsicht SEC fand sich ein Statement von Meta, das als Drohung an die Europäische Union verstanden werden könnte. Sollte die EU sich tatsächlich dazu entscheiden, Microtargeting zu verbieten, so würde Meta erwägen, sich mit seinen Produkten aus Europa zurückzuziehen. Konkret hieß es: „Wenn wir Daten zwischen Europa und den Vereinigten Staaten nicht austauschen können, werden wir wahrscheinlich nicht in der Lage sein, Facebook und Instagram in Europa anzubieten.“ Die Botschaft an die EU könnte ein letzter verzweifelter Versuch sein, das Unternehmen nach Monaten der Aktienabstürze und des holprigen Metaverse-Starts aus der Krise zu holen.

„Keinerlei Wünsche oder Pläne“ 

Einem Sprecher des Unternehmens zufolge hat Meta „keinerlei Wünsche oder Pläne“, sich aus Europa zurückzuziehen. Die schlichte Realität sei aber, dass Meta und viele andere globale Organisationen auf den Datentransfer zwischen der EU und den Vereinigten Staaten angewiesen sei, wie man gegenüber der „Presse“ erklärt. Man habe sich in der Vergangenheit stets an die Regelungen der EU gehalten. Es werde aber in Zukunft klare, global übergreifende Regelungen geben müssen, um transatlantische Datenströme auf lange Sicht ausreichend schützen zu können. Die aktuellen Entwicklungen auf EU-Ebene würde man jedenfalls genau beobachten, heißt es.

Facebook hat in der Vergangenheit bereits reichlich Kritik für den laschen Umgang mit Userdaten erfahren. Längst ist Facebook keine Plattform mehr zum reinen persönlichen Austausch mit Freunden. Mittlerweile hat Meta alle namhaften Firmen als Werbekunden. Diese wiederum schätzen die Möglichkeit der personalisierten und zielgerichteten Werbung. Und mit denen kann man es sich nicht verscherzen.

Die Datenschutz-Frage und die Verwicklung von Facebook in die Beeinflussung von Wahlkämpfen haben dem Ruf des Unternehmens geschadet. Der Unmut der Userinnen und User zeigt sich nicht nur in einem Rückgang der Zugriffszahlen, sondern auch in etlichen Reaktionen in den sozialen Medien. Auf die Ankündigung von Meta hin war etwa auf Twitter oftmals zu lesen, dass ein Abzug von Facebook und Instagram aus Europa sogar begrüßt werde. „Dann geht halt, Mark“, war hier etwa in Anspielung auf Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zu lesen.

>> Das Parlement über Microtargeting

(vahe)

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