Proteste

Der Konvoi der Corona-Unzufriedenen zieht weiter nach Brüssel

Am Wochenende begann die kanadische Polizei die Ambassador Bridge zu räumen.
Am Wochenende begann die kanadische Polizei die Ambassador Bridge zu räumen.(c) REUTERS (CARLOS OSORIO)
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Die belgische Hauptstadt Brüssel bereitet sich auf einen geplanten Konvoi von Gegnern der Coronamaßnahmen aus mehreren EU-Ländern vor. In Kanada wurde die Grenzbrücke zu den USA unterdessen geräumt.

Eine wichtige Grenzbrücke zwischen der Stadt Windsor in Kanada und Detroit in den USA ist nach wochenlangen Protesten wieder offen. "Tolle Nachrichten: Die Ambassador Bridge ist wieder geöffnet!", schrieb Kanadas Verkehrsminister Omar Alghabra am späten Sonntagabend (Ortszeit) auf Twitter. Nach einer einstweiligen Verfügung eines kanadischen Gerichts hatten die Behörden am Wochenende damit begonnen, die Blockaden aufzulösen.

Der Brückenbetreiber, die Detroit International Bridge Company, bestätigte US-Medienberichten zufolge die Wiederöffnung. Man freue sich, dass "der freie Handelsverkehr zwischen der kanadischen und der US-Wirtschaft wieder möglich ist", zitierte die Zeitung "Detroit News" aus der Mitteilung vom späten Sonntagabend.

Truckerproteste wuchsen sich aus

Seit Wochen demonstrieren in Kanada Tausende Menschen gegen Corona-Maßnahmen und Impfvorschriften. Mit Lastwagen und anderen Fahrzeugen blockieren sie unter anderem Teile der Innenstadt Ottawas. Gegenstand der Proteste waren zunächst Impfvorschriften für Lastwagenfahrer und danach die staatlichen Pandemiebeschränkungen insgesamt. Im Jänner trat eine Verordnung in Kraft, nach der auch Lastwagenfahrer, die aus den USA zurückkehren, einen Impfnachweis vorlegen müssen.

Die Blockade der Brücke sowie weiterer Grenzübergänge hatte nach Worten des kanadischen Premierministers Justin Trudeau zum Stopp der Autoproduktion von sechs Herstellern wegen fehlender Teile geführt. Über die Brücke fließen 25 Prozent des kanadisch-amerikanischen Güterverkehrs - das entspricht pro Tag einem Warenwert von umgerechnet 275 Millionen Euro. Weitere Grenzübergänge blieben jedoch von Gegnern der Corona-Maßnahmen blockiert. Zahlreiche weitere Demonstranten strömten zudem in Kanadas Hauptstadt Ottawa, wo die Straßen seit über zwei Wochen durch Hunderte Lastwagen verstopft sind.

Proteste in Europa - von Ottawa inspiriert

In Frankreich wurden am Samstag 97 Menschen wegen verbotener Verkehrsblockaden festgenommen. Wie die Sicherheitskräfte twitterten, wurden zudem 513 gebührenpflichtige Verwarnungen erteilt. Auch am Sonntag waren Beamte im Einsatz, um Straßenblockaden in der französischen Hauptstadt zu verhindern. Gegner der Anti-Corona-Maßnahmen hatten zu dem Protest aufgerufen. Sie lehnen verschärfte Regeln für nicht und nicht vollständig Geimpfte ab.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Proteste waren im Laufe der Woche in verschiedenen Landesteilen gestartet. Ziel ihrer Sternfahrt war eine gebündelte Demonstration, angelehnt an die Trucker-Proteste in Kanada. Diese Demonstration in Paris wurde jedoch verboten. Die Polizei hielt Hunderte Protestteilnehmer an Zufahrtspunkten am Stadtrand von der Anreise ab. Einsatzkräfte ließen zudem blockierende Wagen auf der Champs-Élysées abschleppen. Unter den Festgenommenen war nach Polizeiangaben auch Jérôme Rodrigues, eine der Symbolfiguren der "Gelbwesten"-Bewegung.

Brüssel wappnet sich gegen Konvois

Mehrere hundert Teilnehmer des geplanten Pariser Protestkonvois machten sich unterdessen auf den Weg nach Brüssel. Fast 450 Fahrzeuge verließen nach Polizeiangaben am Sonntag den äußeren Autobahnring von Paris sowie den Bois de Boulogne im Westen der französischen Hauptstadt. Ein Konvoi von rund 300 Fahrzeugen erreichte am Sonntag das nordfranzösische Lille nahe der belgischen Grenze. In Brüssel wollen am Montag trotz eines behördlichen Verbots Impfgegner aus mehreren europäischen Ländern gegen die Corona-Auflagen demonstrieren.

Auch Teilnehmer eines Protestkonvois in Den Haag hatten am Wochenende angekündigt, nach Brüssel weiterzufahren und sich der dortigen Demonstration am Montag anzuschließen. Die belgischen Behörden haben die Protestkonvois verboten und Maßnahmen angekündigt, um eine "Blockade der Hauptstadtregion Brüssel" zu verhindern.

(APA/dpa/AFP)

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