Börsenbericht

Kriegsangst hat die Börsen fest im Griff

German share price index DAX graph is pictured at the stock exchange in Frankfurt
German share price index DAX graph is pictured at the stock exchange in FrankfurtREUTERS
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Die Angst vor einer Eskalation des Russland-Ukraine-Konflikts ließ die Aktienmärkte am Montag im Minus in die neue Woche starten. Vor allem Banktitel wurden auf den Markt geworfen.

An den Börsen herrscht Angst. Während die Aktienkurse auch am Montagnachmittag überwiegend im Minus lagen, stieg vor allem eines: die Nervosität. Plus sieben Prozent am Montag, plus 23 Prozent seit einer Woche und plus 76 Prozent seit Jahresbeginn – diesen Anstieg erlebte der Volatilitätsindex VIX, der die auf dem Optionenmarkt erwarteten Kursschwankungen an der New Yorker Börse misst und als Angstbarometer gilt. Wenn die Unsicherheit an der Börse zunimmt, steigt er.
In Europa war die Angst vor einer Eskalation des Russland-Ukraine-Konflikt noch deutlich höher als in den USA. Sowohl der Wiener ATX als auch der Frankfurter DAX starteten tief im Minus in die neue Börsenwoche, bevor sie sich zum Nachmittag hin ein wenig erholten. In Wien trennten sich die Anleger vor allem von Finanztiteln, da bei einer Invasion Russlands dem Finanzsektor des rohstoffreichen Landes schwerwiegende Sanktionen drohen. So könnte Russland aus dem internationalen Zahlungsverkehrssystem Swift ausgeschlossen werden.

Bankwerte unter Druck

Vor allem die Raiffeisen-Aktie – das Institut ist in Russland und der Ukraine aktiv – rasselte in die Tiefe, doch im Gefolge gaben auch die Papiere von Bawag und Erste Group nach. Auch europaweit gerieten Bankwerte unter Druck. So waren die Aktien von BNP Paribas und ING die größten Verlierer im Euro Stoxx 50. Banktitel hatten zuletzt von den Spekulationen auf Zinserhöhungen profitiert. Nachdem einige EZB-Vertreter aber beschwichtigt hatten, dürften nun Gewinnmitnahmen eingesetzt haben. Schwach zeigten sich im deutschen Leitindex auch die Papiere von Delivery Hero und setzten ihre Talfahrt fort. Die Aktie hatte zuletzt mit starken Verlusten auf die Zahlen und den Geschäftsausblick des Unternehmens reagiert. Seit Jahresbeginn haben die Titel des Zustelldiensts damit schon fast 60 Prozent an Wert eingebüßt.

Ölwerte halten sich relativ gut

Relativ glimpflich fielen die Verluste für Aktien der Energie- und Ölbranche aus. So fanden sich die Titel von ENI, Enel und Totalenergies unter den kleinsten Verlierern im Euro Stoxx 50. Die Rohölpreise waren angesichts der Ukraine-Sorgen am Vormittag auf den höchsten Stand seit 2014 gestiegen.
Am Nachmittag zeigte sich etwas Entspannung, da es Signale von Russlands Präsidenten Wladimir Putin für eine Fortsetzung der Verhandlungen mit dem Westen gab, doch blieben die Indizes im Minus, auch die US-Börsen gingen mit roten Vorzeichen in den Handel. „Während der Fokus weiterhin auf diplomatischen Bemühungen liegt, um eine Eskalation zu vermeiden, hat das bisherige Scheitern einer diplomatischen Lösung eine risikoarme Stimmung ausgelöst“, schreiben die Analysten der UniCredit.
Viele Anleger flohen in deutsche Staatsanleihen: Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf 0,204 Prozent, sie blieb aber im Plus. Bitcoin und Gold lagen am Nachmittag nur leicht im Plus. Als sicher empfundene Währungen wie der Dollar oder der Schweizer Franken waren gefragt. Devisen, die auf schwankende Börsen meist empfindlich reagieren wie der australische oder der neuseeländische Dollar, standen dagegen unter Druck. Der russische Rubel erholte sich am Montag etwas von seinen jüngsten Verlusten.
„Die Russland-Krise hat die Zinswende als Nummer-eins-Risikofaktor abgelöst“, warnte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. „Die Angst vor weiter steigenden Energiepreisen im Fall einer militärischen Eskalation ist riesig.“ Die wirtschaftliche Erholung von der Coronapandemie könnte damit abwürgt werden.

Schlimmer als Covid?

Vor knapp zwei Jahren hatte die Coronakrise für einen mehr als 30-prozentigen Absturz an den Börsen binnen weniger Wochen gesorgt. Dieser Crash stellte sich bald als übertrieben heraus, nach ein paar Monaten waren die Verluste wieder aufgeholt, das Gesamtjahr 2020 wurde im Plus beendet, vor allem dank einer Rallye bei Technologiewerten. Auch 2021 war ein höchst erfolgreiches Börsenjahr. Zuletzt sind hoch bewertete Technologiewerte aber gerade wegen der Zinsängste abgestürzt.
Und diesmal? Es sei nur schwer abzuschätzen, ob die Märkte bei dem Russlandthema überreagierten, erklärte Portfoliomanager Matt Siddle vom Vermögensverwalter Fidelity.

(Reuters/ag./b.l.)

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