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Klassik

Requiem von Dvořák: schlicht, ergreifend

Ein wichtiges Werk, im Konzerthaus leider enttäuschend interpretiert.

Das Gedränge von Chor- und Orchestermassen auf dem weiten Konzerthaus-Podium täuschte: Dvořáks Requiem von 1890 zeigt keinen Hang zu Gigantomanie. Die Zeit war noch nicht reif für Kolossalgemälde wie Mahlers Achte oder Schönbergs „Gurre-Lieder“. Dvořáks kirchenmusikalischer Stil huldigt eher einem schlichten, verinnerlichten Ausdruck, der Freude am Singen, an farbenprächtiger Klangentwicklung. Im kargen Tonfall des Requiems sehen manche Auswirkungen der restaurativen Cäcilianismus-Bewegung, jedenfalls ist es ein Werk von großer Intensität und packender Wahrhaftigkeit. Es ruft mit exzellentem Komponistenhandwerk zu Glauben, Mitgefühl und Trauer auf, hier wird nicht in gespielter Demut auf den Knien gerutscht oder mit scheinheiligen Versprechungen gepredigt. Der Weg geht vom Jüngsten Gericht zu Trost und Versöhnung.

 


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