Russische Offensive

Ukraine dürfte Charkiw wieder kontrollieren

Die ukrainische Armee rief die Bevölkerung auf, den russischen Vormarsch mit allen Mitteln zu stoppen.
Die ukrainische Armee rief die Bevölkerung auf, den russischen Vormarsch mit allen Mitteln zu stoppen.(c) APA/AFP/DANIEL LEAL (DANIEL LEAL)
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Am Sonntagmorgen waren russische Truppen in die Millionenstadt Charkiw eingedrungen. Nach ukrainischen Angaben ist sie nun wieder unter Kontrolle der ukrainischen Armee. Die Städte Cherson und Berdjansk im Süden sind eingekesselt.

Die Stadt Charkiw im Nordosten der Ukraine ist nach ukrainischen Angaben wieder vollständig unter der Kontrolle der ukrainischen Armee. "Charkiw ist vollständig unter unserer Kontrolle", erklärte der Gouverneur der gleichnamigen Region, Oleg Sinegubow, am Sonntag auf der Messenger-App Telegram. Nun sei in der zweitgrößten ukrainischen Stadt eine Aktion im Gange, um die russischen Soldaten vollständig aus der Stadt zu vertreiben.

Sinegubow hatte am Sonntagmorgen das Eindringen russischer Soldaten in die Stadt bekanntgegeben. Die russische Armee drang demnach bis ins Stadtzentrum von Charkiw vor. Die Kämpfe betrafen mehrere Orte im Stadtgebiet. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete von heftigen Straßenkämpfen. Seit dem Vormittag seien Maschinengewehrfeuer und Explosionen zu hören. Er habe zudem mehrere verlassene russische Panzerfahrzeuge und ein ausgebranntes Wrack gesehen, berichtete der Reporter. Die Straßen waren menschenleer.

Kämpfe rund um Kiew halten an

Am vierten Tag nach dem russischen Einmarsch berichteten ukrainische Behörden unterdessen auch von anhaltenden Kämpfen im Gebiet um Kiew. In einem Wohngebiet in der Hauptstadt selbst habe sich in einem Hinterhof eine Explosion ereignet, teilte die Stadtverwaltung am Sonntag mit. Sieben Autos seien zerstört und viele Fenster eines angrenzenden 16-stöckigen Hochhauses zerschmettert worden. Die Behörde veröffentlichte auch ein Foto, das einen Krater zeigen soll, den möglicherweise eine Granate verursacht haben könnte. Ob hinter dem Angriff tatsächlich russische Soldaten stecken, ließ sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Kiew wirft Moskau vor, gezielt auch Zivilisten anzugreifen. Russland dementiert das vehement.

Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko schrieb im sozialen Netzwerk Telegram, dass in den vergangenen Tagen in Kiew neun Zivilisten getötet worden seien, darunter ein Kind. Auch 18 ukrainische Sicherheitskräfte seien getötet worden. Verletzt wurden demnach bisher 106 Menschen, darunter 47 Zivilisten.

Cherson und Berdjansk im Süden eingeschlossen

Darüber, dass die ukrainischen Truppen in Cherson und Berdjansk eingekesselt worden seien, berichtete die russische Agentur RIA Nowosti unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium. Zuvor hatte es schon geheißen, russischen Einheiten sei in Cherson nach erbitterten Kämpfen ein Vorstoß gelungen. Zudem hätten russische Truppen demnach die Stadt Henitschesk und einen Flughafen in der Nähe von Cherson eingenommen.

Die Ukraine erwarte nunmehr Hilfe, die vor drei Tagen nicht möglich schien, sagte er in Anspielung auf die am Samstag angekündigten Waffenlieferungen mehrerer westlicher Staaten, darunter auch Deutschland. In der Nacht hatte die Armee mitgeteilt, es gebe russische Angriffe "aus allen Richtungen", denen aber "entschlossener Widerstand" entgegengesetzt werde.

(APA/AFP/dpa)

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