Coronavirus

Neue Forschungsergebnisse aus Wuhan entkräften Labor-Theorie

Der Huanan-Markt in Wuhan war bereits zu Beginn der Pandemie als Ursprungsort des SARS-CoV-2-Erregers gehandelt worden.
Der Huanan-Markt in Wuhan war bereits zu Beginn der Pandemie als Ursprungsort des SARS-CoV-2-Erregers gehandelt worden.APA/AFP/NOEL CELIS
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Forschungsergebnisse aus Arizona bestätigen den Huanan-Markt als Epizentrum von Covid-19. Nach Bekanntwerden der Ergebnisse veröffentlichen auch die chinesischen Behörden eine zwei Jahre alte ähnliche Studie.

Wie bereits zu Beginn der Pandemie mehrmals vermutet, ist das neuartige Coronavirus mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einem Lebensmittel-Markt im chinesischen Wuhan entstanden. Aktuelle Forschungsergebnisse unterstützen nun diese Theorie. Ein unabhängiges Forscher-Team hat in den vergangen zwei Jahren ausgiebige Nachforschungen an der „Quelle“ des Virus betrieben. Eine Rückverfolgung der Infektionskette bis hin zum Patienten 0 in Wuhan, sowie eine ausführliche Untersuchung der betreffenden Markthalle hat jetzt den ursprünglichen Verdacht bestätigt. Das Virus stammt mit einer überbordenden Sicherheit aus den Wildtierkäfigen des Huanan-Marktes und nicht, wie von Verschwörungstheoretikern oft behauptet, aus einem chinesischen Labor.

Seine Forschungsergebnisse veröffentlichte Studienleiter Michael Worobey unter anderem auf Twitter. Dabei findet der Biologie-Professor, der an der Universität von Arizona forscht, eindeutige Worte für den Inhalt seiner Studie: „Der Huanan-Markt war das Epizentrum des SARS-CoV-2-Erregers“, schreibt Worobey auf seinem Profil. Weiters legt der Wissenschaftler beinahe seine gesamten Forschungsergebnisse auf Twitter offen, ohne es zuvor überhaupt in einem wissenschaftlichen Journal veröffentlicht zu haben. Gegenüber der „New York Times“ sagt Worobey weiter: „Wenn man sich alle Ergebnisse zusammen ansieht, ergeben sie ein außerordentlich klares Bild davon, dass die Pandemie auf dem Huanan-Markt begonnen hat“ und „der statistische Zusammenhang ist so stark, dass es sich nicht um einen Zufall handeln kann.“ 

Detaillierte Chronologie der Ereignisse

In Worobeys Twitter-Thread finden sich nicht nur Beschreibungen und genaue Analysen der Infektionsketten, sondern auch grafische Darstellungen des ersten Infektionsherdes. Eine äußerst detaillierte Karte der 11-Millionen-Stadt Wuhan zeigt etwa alle Corona-Fälle aus dem Dezember 2019 auf. Dabei zeigt sich eine eindeutige Konzentration der Fälle auf den Huanan-Markt und seine direkte Umgebung. Eine vorausgegangene ähnliche Untersuchung der WHO hatte keine eindeutigen Indizien geliefert, war jedoch auch nicht annähernd so genau durchgeführt worden. Worobeys Ergebnisse belegen mit nahezu vollständiger Sicherheit, dass der SARS-CoV-2-Erreger auf dem Huanan-Markt entstanden ist, um genau zu sein, in einem der Tierkäfige.

In welchem der unzähligen exotischen und wilden Tiere, die dort zum Verkauf geboten werden, sich der Erreger nun letztlich entwickelt hat, ist aber nicht mehr nachvollziehbar. Während zu Beginn der Pandemie insbesondere Fledermäuse oder Gürteltiere verdächtigt wurden, lassen die aktuellen Ergebnisse diese Frage wieder komplett offen. Kritikerinnen und Kritiker nehmen diese Lücke zum Anlass, Worobeys Theorie zu hinterfragen. Die Epidemiologin Thea Fischer meint aber gegenüber der „New York Times“, dass die Frage, ob das Virus vom Tier auf den Menschen übergetreten ist, nun jedenfalls geklärt sei. David Relman, ein Mikrobiologe an der Stanford Universität sagt wiederum, dass die Möglichkeit weiterhin bestehe, dass das Virus von Menschen auf den Markt eingeschleppt wurde und sich dort in einer Art „Superspreader-Event“ verbreitet hat.

Chinesische Studie nach zwei Jahren veröffentlicht

Auch chinesische Forschungsteams ziehen mittlerweile nach. Erst jetzt, nach Veröffentlichung der Studie aus Arizona, wurden die Ergebnisse einer mittlerweile zwei Jahre alten chinesischen Untersuchung veröffentlicht. Auch diese macht den Huanan-Markt als Epizentrum des neuartigen Coronavirus aus. Die Wissenschaftler haben hierbei aber nicht die Infektionskette verfolgt, sondern etliche Proben von Oberflächen im Marktgelände, sowie von Fleisch genommen, dass sich noch in den Gefriertruhen befand. Auch streunende Hunde und Katzen auf dem Gelände wurden nach genetischen Spuren des Virus untersucht. Die Ergebnisse decken sich mit der Untersuchung von Worobey und seinem Team. Es konnten Spuren der Varianten A und B der Ursprungsvariante des Coronavirus gefunden werden. Somit ist zwar die Tier-Theorie nicht eindeutig bestätigt, die unwissenschaftliche Labor-Theorie aber jedenfalls wissenschaftlich widerlegt.

In den vergangenen zwei Jahren der Pandemie war vonseiten der chinesischen Behörden immer wieder abgestritten worden, dass der neue Erreger auf einem Lebensmittel-Markt in Wuhan entstanden sein könnte. Das Schweigen der chinesischen Behörden hatte viel Raum für Spekulationen gegeben. So waren etwa Theorien entstanden, das Virus könne aus einem Forschungslabor in China „entkommen“ sein und man würde nun versuchen, den Unfall zu vertuschen. Ex-US-Präsident Donald Trump hatte Theorien wie diese befördert, indem er vermehrt mit den Verschwörern sympathisiert und immer wieder vom „China-Virus“ gesprochen hatte.

(vahe)

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