Sanktionen

Luxusexporte nach Russland: Vorerst keine eigenen Sanktionen durch die Modebranche

Der Valentinostore im russischen St. Petersburg.
Der Valentinostore im russischen St. Petersburg.(c) 2006 Getty Images
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Während viele Branchen die Sanktionen gegen Russland mittragen, zeigt sich die Modewelt wie so häufig unpolitisch: Luxusgüter aus Frankreich und Italien sind vorerst nicht betroffen.

Während der Fashion Week in Mailand hat die Modewelt vergangene Woche nur zögerlich zur russischen Invasion der Ukraine  Stellung bezogen. Bei der direkt anschließenden Modewoche in Paris, die am Montag startete, gab man sich zunächst besonnener: Ein vorausgeschicktes Statement des Präsidenten der Fédération de la Haute Couture et de la Mode, Ralph Toledano, setzte zumindest eine kleine symbolische Geste, blieb aber zugleich sehr vage und ließ viel Interpretationsspielraum.

Zeitgleich zu den Ereignissen auf den Laufstegen meldete sich Ende vergangener Woche, wie „Vogue Business" berichtete, der Präsident der italienischen Modekammer, Carlo Capasa, zu Wort. Er machte darauf aufmerksam, dass der Export italienischer Luxusgüter nach Russland sich auf einen vergleichsweise geringen Wert von 1,2 Milliarden Euro pro Jahr belaufe. 

Gerüchte über Interventionen

Zeitgleich machte die Information die Runde, dass Mario Draghi sich dafür einsetze, den Sektor der Luxusgüter aus den Sanktionen auszunehmen. Dies ließ ein Sprecher des Ministerpräsidenten später dementieren: Italien habe keinesfalls um eine derartige Ausnahme gebeten und trage die verhängten Maßnahmen mit.

Exporte ohne Swift?

Die von der EU beschlossenen Sanktionen verfolgen zwei Ziele. Zum einen sollen diese Russlands militärisches Vorgehen gegen die Ukraine wo möglich behindern, zum zweiten soll die russische Elite getroffen werden. So verhindern etwa die Luftraumsperren europäischer Länder auch den Flugverkehr russischer Privatjets. Luxusgüter, die primär von der reichen Oberschicht konsumiert werden, sind in den am Sonntag und Montag publik gewordenen Sanktionen aber nicht inkludiert.

Aktuell kann entsprechende Ware zwar nach Russland gebracht werden, aufgrund des Ausschlusses von Russland aus dem Finanztransaktionssystems Swift wird es aber für Unternehmen vor Ort schwieriger werden, Handel zu betreiben, also Lieferanten und Handelspartner zu bezahlen. Unternehmen können nur dann weiterhin problemlos Transaktionen abwickeln, wenn sie nicht bei von den Sanktionen betroffenen Banken ihre Geschäfte führen.

Auch der starke Wertverfall des Rubels könnte Auswirkungen auf den Verkauf von Luxusgütern in Russland haben. Aufgrund der geringer werdenden Margen müssten Labels diese durch eine Preiserhöhung ausgleichen, je nach Zielgruppe könnten Unternehmen hier unterschiedlich betroffen sein. Die Online-Zeitschrift „The Fashion Law“ zitierte die Einschätzung des Analysten Luca Solca, dass die Unternehmen umso wahrscheinlicher von Verlusten betroffen sein werden, je höher das jeweilige Preissegment anberaumt ist.

Zudem könnte ungebrochener Geschäftsverkehr mit Russland Investoren verärgern, denn sogenannte „ESG"-Faktoren (Environmental, Social and Governance) werden bei der Bewertung von Investments immer wichtiger. Börsennotierten Unternehmen, die weiter in Russland Geschäfte führen, aber angeben, ESG-Faktoren in ihrem Handeln zu berücksichtigten, könnte das schaden. Während also enttäuschte Konsumentinnen und Konsumenten in den USA und Europa eine entschlossenere Reaktion der Modebranche und entsprechende Konsequenzen fordern, sind es wohl eher die weniger publiken Forderungen von Investorinnen und Investoren, die tatsächlich Ausschlag geben können, den Verkauf von Luxusgütern in Russland vorerst zu stoppen.

Druck wird größer

Den Verkauf in Russland aus eigener Initiative zu stoppen, haben zurzeit nur einzelne Firmen angekündigt, im erweiterten Lifestyle-Segment etwa die Handelsmarken Nike und Apple, auch der E-Commerce-Spezialist Net-a-Porter. Der Verzicht auf Einkünfte aus Russland könnte gerade im Bereich der Luxusmode leichter zu verkraften sein als in anderen Branchen. Analyst Solca schätzt den gesamten Marktanteil an russischer und ukrainischer Nachfrage im Luxusmodesektor auf etwa vier bis fünf Prozent.

Zeitgleich wird auch der Druck innerhalb der Modewelt am Rande der Pariser Fashion Week größer. So fordert der Gründer des Branchenmediums „Bussiness of Fashion“, Imran Amed, ein eindeutiges Bekenntnis der Branche. „Je länger dieser Krieg dauern wird, desto lauter werden die Rufe nach Reaktionen werden“, argumentiert er. Er sieht die andauernde Modewoche in Paris als Plattform für die Branche, um ein Zeichen zu setzen.

Auch das Magazin „1 Granary“ fordert die Modebranche in einem offenen Brief zu einem starken Zeichen gegen den russischen Angriffskrieg auf. Darin heißt es: „Mode ist eine billionenschwere Branche mit enormem kulturellen, wirtschaftlichen und sogar politischen Einfluss. In Krisenzeiten wird diese Macht oft nicht beachtet. Wir bitten die Mode-Community und die großen Modehäuser nicht still zu sein, ihre Plattformen zu nutzen und Hilfe anzubieten.“

(chrima)

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