Ukraine-Krieg

Russen brauchen im Krieg 400 Tonnen Verpflegung pro Tag

Prorussische Truppen im Gebiet Donezk
Prorussische Truppen im Gebiet Donezk(c) REUTERS (ALEXANDER ERMOCHENKO)
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Die rund 100.000 russischen Soldaten brauchen außerdem zwei Millionen Liter Treibstoff am Tag, erklärt ein Logistikexperte des Bundesheers die logistischen Herausforderungen für eine Invasion.

Die russische Invasion in der Ukraine ist logistisch eine ungeheure Herausforderung. Die rund 100.000 russischen Soldaten brauchen pro Tag 400 Tonnen Verpflegung, die Fahrzeuge und Panzer zwei Millionen Liter Treibstoff am Tag. Hinzu kommen medizinische Versorgung, Munition und andere Betriebsmittel. Das alles hunderte Kilometer zu bewegen, ist alles andere als einfach, wie Oberst Andreas Alexa, Logistiklehrer an der Landesverteidigungsakademie, erklärt.

Alexa glaubt, dass das langsame Vorankommen der russischen Streitkräfte zum Teil mit ebendieser Herausforderung zu tun hat. Die Armee müsse nicht nur Soldaten und Waffen bewegen, sondern auch Essen und Wasser für die Männer, Betriebsmittel, Munition, Sanitätsausrüstung und alles, was man für Instandsetzungen braucht. "Sie können ja nicht einfach in die Werkstatt fahren, sie müssen alles mitführen."

Logistik der Invasion „auf allen Ebenen mitplanen"

Die Logistik eines Krieges müsse auf allen Ebenen mitgeplant werden, erklärt Alexa. Der Erfolg einer Operation hänge von der Logistik ab. Wenn diese nicht funktioniert, werde der Angriff verlangsamt oder aufgehalten. Das Besondere an der Situation in der Ukraine sei die große Distanz. Von der russischen Front im Osten des Landes bis zur ukrainischen Hauptstadt in Kiew seien es 800 Kilometer. "Das ist eine gewaltige Distanz. Die meisten Panzer können mit einem vollen Tank bei idealtypischen Bedingungen etwa 500 Kilometer weit fahren. Diese Reichweite ist nur möglich, wenn die Soldaten für Kämpfe nicht halten müssten - was sie bei einer Invasion und heftigem Widerstand aber immer wieder tun. Realistisch sind also 300 bis 400 Kilometer Reichweite mit einem Panzer. Mindestens zwei Tankfüllungen müssen die russischen Truppen also für die Fahrzeuge im Osten bereitstellen."

Alexa geht davon aus, dass die Russen eine operative Pause eingelegt haben, um sich zu konsolidieren und regenerieren, darauf deute der 60 Kilometer lange Konvoi hin, der sich im Nordwesten Kiews gebildet habe. Nun gehe es aber weiter, so Alexa. Ob die längere Pause geplant war, oder die Russen dazu gezwungen wurden, wisse er nicht, sagte Alexa. Eine solche Kolone wäre in der Regel ein ideales Ziel für Luftangriffe. Die ukrainischen Luftstreitkräfte seien allerdings weitgehend zerstört, auch ihre Drohnen, wie Oberst Markus Reisner sagte. Am Mittwoch wurde bekannt, dass die Türkei neue Drohnen geliefert hat.

Wie das ukrainische Militär bremsen könnte

Behindert werden könne das Fortkommen der Streitkräfte aber auch durch Steilfeuer und Artilleriebeschuss - also Raketen, Bomben und Granaten. Das ukrainische Militär könnte auch Straßen, Autobahnen und Brücken sprengen, um die feindlichen Truppen im Inland von ihrer Logistik abzuschneiden. Dann könne der Angriff wesentlich verlangsamt bzw. zum Stehen gebracht werden. Oberst Markus Reisner von der Militärakademie Wiener Neustadt berichtet von "ukrainische Spezialeinsatzkräfte, die sich sozusagen überrollen lassen, um dann in der Tiefe die nachfolgenden Versorgungskonvois anzugreifen". Damit würden die russischen Angriffsspitzen von wichtigen Nachschubgütern abgeschnitten.

Schwierig werde es für russische Streitkräfte, wenn die medizinische Versorgung abbricht. "Die Angst davor, zu verbluten und nach Kämpfen keine Hilfe zu bekommen, schlägt häufig auf die Moral und den Kampfeswillen von Soldaten. Die Sicherstellung der medizinischen Versorgung ist psychologisch für die Soldaten sehr wichtig", betont Alexa.

(APA)

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