Nach elf zähen Monaten war die Vereinbarung über die Wiederbelebung des Atomabkommens fast fix und fertig. Doch nun legt das mit Sanktionen belegte Russland die Wiener Gespräche lahm. Sie sind bis auf Weiteres ausgesetzt.
Wien/Istanbul. Michail Uljanow ist ein Meister in der Kunst diplomatischer Schönfärberei. „Ich sehe keine Sackgasse“, sagte der russische Chefunterhändler bei den Wiener Atomgesprächen zwischen der internationalen Gemeinschaft und dem Iran am Freitag. Kurz bevor Uljanow vor die Kameras trat, waren die Iran-Gespräche unterbrochen worden – wegen zusätzlicher Forderungen Russlands.
Vor dem vergangenen Wochenende hatten die Verhandlungspartner – China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Russland auf der einen und der Iran auf der anderen Seite – einen Durchbruch erzielt. Wien bereitete sich bereits auf die Ankunft der Außenminister aus Deutschland, Frankreich und auch Russland vor. Nach elf Monaten zäher Verhandlungen schienen alle Fragen gelöst zu sein: Der Iran sollte sein hochangereichertes Uran nach Russland bringen und sich künftig an Limits halten. Und im Gegenzug waren die Amerikaner bereit, ihre Sanktionen zu lockern. Damit sollte der Atomvertrag von 2015 neu belebt werden, der durch den Ausstieg der USA 2018 infrage gestellt worden war.