Die Nationalsozialisten hatten große Pläne für Wien als Modemetropole: Das zeigt einmal mehr eine neue Publikation, die Pionierarbeit leistet.
Wenn niemand darüber spricht, dann ist es nicht geschehen? Das galt viel zu lang in Wien, in Österreich, als retroaktives Motto für die Jahre des Nationalsozialismus; eines, das sich in manchen Zusammenhängen wohl bis in die Gegenwart halten konnte. Eine Buchpublikation, die nun begleitend zur aktuellen Ausstellung „Auf Linie“ im Wien Museum erscheint, leistet auch im Umfeld der Kunst- und Kreativproduktion aufholende Pionierarbeit.
Ein bedeutender Aktenfund, nämlich circa 3000 Personalakten der Reichskammer der bildenden Künste/Landesleitung Wien, ermöglichte es den Autorinnen, Ingrid Holzschuh und Sabine Plakolm-Forsthuber, ihre profunden und erkenntnisfördernden Forschungen anzustellen. Es kann nicht oft genug betont werden: Auch jene, die nicht aktiv an der Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung beteiligt waren, sondern sich „nur“ als Profiteurinnen und Profiteure der neuen Situation aktiv in Stellung brachten, sollten – durchaus auch in ihrem Schaffen als Künstlerinnen und Künstler – neu bewertet werden.