Transport

Wie die ukrainischen Bahnen den Angriffen trotzen

Ein Mädchen im Zug bei Lviv/Lemberg
Ein Mädchen im Zug bei Lviv/LembergIMAGO/Bryan Smith
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Trotz russischer Attacken versuchen die 230.000 Mitarbeiter der Staatsbahnen den Schienenverkehr intakt zu halten. 2,5 Millionen Menschen sind seit Kriegsbeginn in Sicherheit gebracht worden.

Oleksandr Kamyshin lebt zwischen den Bahnhöfen. Er und sein Team sind sich sicher: Sie sind im Visier der russischen Armee. Sie bleiben nie länger als einige Stunden an einer Station, ehe sie entweder einen kleinen Waggon oder einen regulären Zug besteigen. „Die Strategie ist, sich schnell zu bewegen, sodass sie uns nicht erwischen“, sagte der 37-Jährige den CNN.

Kamyshin ist Chef der ukrainischen Staatsbahnen. Er verantwortet die Logistik in Kriegszeiten: Lieferung von Nachschub, Waffen, Medizin, Transport von Soldaten und Geflüchteten. Es ist eine Mammutaufgabe, und dass der Bahnverkehr trotz allen Umständen weiterhin funktioniert, habe selbst Präsident Wolodymyr Selenskij überrascht, heißt es.

Das Schienennetz in der Ukraine gehört zu den größten der Welt, sie verbindet insgesamt mehr als 1400 Stationen und beschäftigt 230.000 Menschen. Seit Beginn des Krieges galten russische Angriffe auch den Gleisen und Eisenbahnbrücken, um die Transportwege zu stören. Mehr als drei Dutzend Mitarbeiter der Staatsbahnen sind bei den Angriffen ums Leben gekommen, die Überlebenden haben versucht, die Schäden rasch wieder zu beheben. Oft sind es improvisierte Lösungen, doch sie funktionieren.

Stündlich adaptiert

Wenn jedoch der Transport zwischen zwei großen Städten zusammenbrechen würde, etwa von Lviv/Lemberg nach Kiew, wäre das laut Kamyshin verheerend. Der russischen Führung ist auch ein Dorn im Auge, dass die Ukraine mit den Waggons weiterhin Produkte wie Weizen liefert, auch ins Ausland.

Derzeit sind die Waggons überladen, daher fahren sie langsamer, was sich auf die Zeitpläne aller Züge auswirkt. Die Fahrpläne werden stündlich adaptiert. Kamyshin und sein Team müssen auch die Kommunikation zwischen den Bahnhöfen koordinieren, was sich in den vergangenen zwei Wochen erheblich erschwert hat. Das Festnetz-System ist gestört, die Mitarbeiter greifen auf die längst ausrangierten Kommunikationswege aus der Sowjet-Zeit zurück. Der Unternehmer Elon Musk stellt den Ukrainern das Starlink-Satellitensystem zur Verfügung, doch das nützen Menschen wie Kamyshin nur dann, wenn es keine Alternativen mehr gibt. Über die Satelliten sei ihr Standort rasch auszumachen.

Den BBC sagte Kamyshin, dass die ukrainischen Bahnen seit Kriegsbeginn 2,5 Millionen Menschen in Sicherheit gebracht hätten. Eigentlich ein Buchhalter und Unternehmer, sollte Kamyshin den Schienenverkehr reformieren, bevor der Krieg startete. Nun ist er einer der wichtigsten Menschen im Land, das sich seit zwei Wochen gegen die russische Aggression wehrt.

(duö)

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