Neue Social-Media-App

BeReal - „echt“ sein auf Social Media, geht das?

Die Aufforderung zum BeReal-Post kommt immer überraschend.
Die Aufforderung zum BeReal-Post kommt immer überraschend. (c) Getty Images (Tim P. Whitby)
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„Sei echt“ heißt eine neue Social-Media-Plattform übersetzt. Und die hat es sich zum Ziel gemacht, aus Menschen herauszukitzeln, wer sie „wirklich sind“.

Dass Instagram nicht gut für die Seele ist, wissen die meisten. Insbesondere nicht für die junger Frauen und Mädchen. Die ständige Selbstinszenierung, an der Tag für Tag präzise gefeilt wird, kann negative Auswirkungen auf Psyche und Selbstwahrnehmung haben. Was einst als spontane Foto-Sharing-App geplant war - so sagt es auch der Name der Plattform, ein Kofferwort aus Instant Camera (zu Deutsch: Sofortbildkamera) und Telegramm - ist mittlerweile zu einer aufwendigen Scheinwelt geworden.

Jungen Menschen scheint das nicht unbedingt zu taugen. Denn auch wenn Instagram seine Marktposition in den letzten Jahren immer weiter ausbauen konnte, so musste die App bei den 16- bis 19-Jährigen vergangenes Jahr elf Prozentpunkte ihres Marktanteils einbüßen. Das geht aus der zehnten Ausgabe des Social-Media-Atlas hervor. Und wo ein soziales Netzwerk Nutzerinnen und Nutzer verliert, ist ein anderes meist nicht weit. BeReal will die Scheinwelt der Konkurrenz bröckeln sehen. Mittels neuem Konzept soll zu „echten“ Abbildern beigetragen werden.

Wann immer, wo immer

Einmal am Tag erhalten die Nutzerinnen und Nutzer eine Push-Benachrichtigung auf ihr Smartphone, die darauf hinweist, dass es „Zeit für BeReal“ ist. Von da an hat jeder und jede zwei Minuten Zeit, um ein Foto zu machen und es hochzuladen - alle Beiträge nach dieser Zeit werden als verspätet markiert. Die App nutzt sowohl die vordere als auch die hintere Kamera des Telefons - und zwar gleichzeitig. So werden Gesicht und Umgebung aufgenommen. Wer nichts postet, kann auch die anderen Posts nicht sehen.

Die Benachrichtigung kann jederzeit kommen - vormittags wie abends. Likes werde man nie verwenden, heißt es vonseiten der App. Stattdessen können die Follower Kommentare oder „RealMojis“ - winzige, runde Schnappschüsse ihres Gesichts - zu den Beiträgen ihrer Kontakte hinzufügen. „Auf anderen Plattformen postet man normalerweise nur ein Bild, wenn man im Urlaub ist oder etwas Außergewöhnliches erlebt“, hieß es in einer Mitteilung. „Indem man jeden Tag ein Bild zu einem Zeitpunkt postet, den man nicht kontrollieren kann, schafft man Authentizität.“ 

Gegründet wurde die Plattform bereits 2020 in Frankreich von Alexis Barreyat. Sie verbreitet sich nur langsam, hat erst französische Universitäten erobert, bevor sie in den letzten sechs Monaten in das UK und die USA übergeschwappt ist. So langsam fasst sie auch im deutschsprachigem Raum Fuß, allerdings zunächst zaghaft. Ob der große Hype bald kommt, bleibt abzuwarten.

(evdin)

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