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Umgenutzte Bunker mit Potenzial

In Albanien wurden zwischen 1972 und 1984 unter Enver Hoxha mehrere 100.000 Bunker gebaut. Einige wurden schon umgenutzt.
In Albanien wurden zwischen 1972 und 1984 unter Enver Hoxha mehrere 100.000 Bunker gebaut. Einige wurden schon umgenutzt.Unsplash
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Weitblickend vorausbuchen – das war gestern. Vielleicht wäre ein albanisches Bunkerhotel ideal?

Meine Notizen an dieser Stelle werden immer krisengebeutelter. An die Coronakrise schloss sich nahtlos die Ukraine-Krise an, und schon lacht uns die umfassende Klimakrise entgegen. Vielleicht erwerben wir den historischen Ruhm, alle drei Krisen gleichzeitig, so wir sie überleben, erleben zu dürfen. Deute ich die Zeichen richtig – zum Beispiel die Idiotendemos, die tatsächlich das Impfpflichtgesetz kippten, wodurch wohl eine verschärfte herbstliche Coronakrise bevorsteht –, wird sich eine Demokratiekrise dazugesellen.

Absehbar, dass diese Vorgänge allgemeine Verunsicherung mit sich bringen. Auf die Reisekrisenmutter des Jahres 2020 folgte quasi die kleine Schwester 2021 mit ihrem Rachereisen-Sommer. Für 2022 erwarteten Touristiker einen eklatanten Anstieg der Buchungen. Nachdem Fernreisen und Kreuzfahrten die dramatischsten Einbrüche erlebt hatten, standen Inlandsreisen im Fokus, die bald wieder Vorkrisenniveau er­­reichen sollten. Auch dem Mittelmeer­tourismus wurde Erholung prophezeit.

Der zumindest bisher konventionelle Angriffskrieg des Putin-Heeres auf die Ukraine begann im ersten Quartal, traditionell erster Buchungspeak für Sommerurlaube. Die Verunsicherung aufgrund des für viele unvermuteten europäischen Kriegs machte dieser Hoffnung einen Strich durch die Rechnung. Viele Leute warten jetzt die geopolitische Entwicklung ab, bevor sie Pläne fixieren. Wie immer man Wladimir Putins Atomwaffendrohung bewertet, sie ist definitiv ungeeignet, das Vertrauen in vorausblickende Reiseplanung zu stärken. Klar werden auch deutlich weniger zahlungskräftige russische ­Touristen unterwegs sein.

Mein Tipp für Ängstliche: In Albanien wurden zwischen 1972 und 1984 unter dem paranoiden Staatschef Enver Hoxha (sprich Hodscha) mehrere Hunderttausend Bunker gebaut. Es gibt dort inzwischen Bunker-Souvenirs und Bunker-Restaurants, manche sind anmietbar. Der spektakulärste Bunker des Landes, selbstredend „Objekt 0774“, der private Hoxhas, ist heute museal aufbereitet. Die Anlage mit über hundert Räumen zieht sich über fünf Stockwerke. Ideal zum Übertauchen eines atomaren Winters?

("Die Presse Schaufenster" vom 18.03.2022)

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