Innovation

Post verkauft Logistik-Start-up nach Dänemark

Gemeinsam mit der Post entwickelten zwei Grazer TU-Absolventen eine bahnbrechende Erfindung auf dem Gebiet der Paketzustellung. Nun wurde das Start-up an den dänischen Weltmarktführer Caljan verkauft.

Wien. Wenn von Start-ups die Rede ist, denkt man in erster Linie an Software- und Internet-Unternehmen. Dass Innovation auch in der Old Economy der Paketzustellung möglich und wichtig ist, bewiesen die beiden Erfinder Andreas Wolfschluckner und Matthias Fritz. Die Absolventen der TU Graz entwickelten ein System zur Entladung von Containern. Konkret geht es darum, Pakete schneller zu entladen und so eines der sensibelsten Nadelöhre in der Logistikkette von Amazon und Co. zu entschärfen. Kurz nachdem die beiden ihr Start-up PHS (Parcel Handling Solutions) gegründet hatten, klopfte 2018 auch schon die Österreichische Post an. Gemeinsam wurde die Erfindung weiterentwickelt, im September desselben Jahres wurde im Logistikzentrum der Post im oberösterreichischen Allhaming der erste Prototyp der Öffentlichkeit präsentiert.

Am Freitag teilten die Post und die beiden Gründer nun mit, dass sie das Start-up an den dänischen Industrieanlagenbauer Caljan verkauft hätten. Das Unternehmen ist seit den 1960er-Jahren weltweit auf dem Gebiet der Logistiklösungen tätig. Caljan ist Teil der Investment-AB-Latour-Gruppe des schwedischen Milliardärs Gustav Douglas. Dieser sammelt übrigens nicht nur Unternehmen, sondern auch seltene und teure Briefmarken.

So schließt sich der Kreis zur Österreichischen Post. Für Post-Finanzvorstand Peter Umundum ist der Verkauf ein logischer Entwicklungsschritt. „Wir sind kein Industrieanlagenbauer“, sagt er. Unter dem Dach des dänischen Weltmarktführers könne der Rapid Unloader nun zur Serienreife weiterentwickelt werden. Die Post mutiert nun vom 48,36-Prozent-Eigentümer zum Kunden. Umundum will weitere zehn Einheiten bestellen.

Und was geschieht mit den beiden Gründern? „Wir bleiben an Bord“, sagt Matthias Fritz. Und das Unternehmen werde auch künftig eine Zweigstelle in Österreich haben. Hier werde weiterhin das Innovationszentrum sein.

Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Auf die Frage, ob sein Kompagnon und er nun reich seien, antwortet Fritz: „Der Verkauf ist für alle Beteiligten ein Gewinn.“ Die Dänen kauften sich mit dem Rapid Unloader eine Zukunftstechnologie, die sie unter anderem auch auf dem amerikanischen Markt einsetzen wollen.

Härtetest für die Maschine

Für die Post habe sich das Investment rentiert, und für die Gründer seien die Zeiten finanzieller Sorgen vorüber. „Wenn man so ein Unternehmen gründet, durchschreitet man das Tal des Todes mehrmals“, sagt Fritz und erinnert an Rückschläge und Entbehrungen. Ob es so gekommen ist, wie er es sich vorgestellt hat? „So wie man es sich vorstellt, wird es nie“, antwortet Fritz. Er habe etwa unterschätzt, wie rau die Bedingungen in der Branche sind.

In einem Container hat es im Sommer bis zu 60 Grad Celsius und im Winter bis zu minus zehn Grad. Man habe die Maschine ursprünglich konstruiert, um die Arbeitsbedingungen zu erleichtern. Tatsächlich musste auch erst der Rapid Unloader diesen Härtetest bestehen.

Für Post-Vorstand Umundum ist der Verkauf gleichzeitig auch der Beginn einer intensiven Zusammenarbeit. „Nun gehen wir den nächsten Schritt, indem wir mit Caljan einen langjährigen und zuverlässigen Partner gefunden haben, der auch die Produktionskapazitäten hat, um den Rapid Unloader in Europa und Nordamerika erfolgreich auf den Markt zu bringen“, sagt Umundum.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2022)

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