Ein Werbebanner in St. Petersburg: Der Buchstabe Z ist Symbol für die russische Armee, darunter steht „Wir verlassen nicht das Unsere“. Doch immer mehr Russen wollen nichts wie weg.
Flucht

Der Exodus aus Russland

Seit dem Ausbruch der Kämpfe in der Ukraine haben auch Zehntausende Russen ihre Heimat fluchtartig verlassen. Sie wollen sich nicht Putins Repression aussetzen. Viele von ihnen landen in Istanbul.

Es war ein Impuls. Ein Gedanke, der kam und nicht mehr aus seinem Kopf wich. Auch Angst. Angst, dass die Grenzen zugehen, dass er in den Kampf muss, dass er für immer bleibt, wo er nicht sein will. Nikolai Knopkin packte schnell eine Tasche, buchte an einem späten Abend mit ein paar Klicks ein Flugticket – und war weg aus Russland. Weg von seiner Mutter, weg von seinem Bruder, weg aus seinem Land, in dem er keine Zukunft mehr sieht. „Es ist zutiefst traurig, was gerade passiert, so unreif, dumm und widerlich, was unser Präsident tut“, sagt er am Telefon aus der Türkei, wo er mit einem Freund, ebenfalls aus Russland, noch in einem Istanbuler Hotel wohnt. Hier komme er zu sich, wie er berichtet. Versuche, einen klaren Kopf zu bekommen, die nötigsten Sachen zu regeln für ein Leben in Ungewissheit. „In Russland kann ich einfach nicht mehr arbeiten.“

Nikolai Knopkin heißt nicht Nikolai Knopkin. Niemand in dieser Geschichte trägt seinen wahren Namen, weil die Menschen sich und ihre Verwandten nicht gefährden wollen. Es sind unsichere Zeiten. Die Behörden haben die Gesetze verschärft. Russlands Präsident Wladimir Putin nennt jeden, der seine Politik kritisiert, „Abschaum und Verräter“. Der Krieg, den Russland in der Ukraine führt, darf laut dem sogenannten Fake-News-Gesetz nicht Krieg genannt werden, es drohen bis zu 15 Jahre Freiheitsentzug.

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