Personalmangel

Recruiting: Wechselabsichten werden falsch eingeschätzt

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Rund zwei Drittel der Unternehmen in Österreich stehen vor einem Recruiting-Problem. Ursachen dafür sind auch die steigende Wechselbereitschaft und der Wunsch nach Flexibilität.

Über die Hälfte der Unternehmen gibt an, dass sie größeren Herausforderungen bei der Personalsuche gegenüberstehen als vor der Pandemie. Es würde zu einer Zeitenwende auf dem Arbeitsmarkt kommen, in der sich Arbeitgeber bei Berufseinsteigern bewerben müssten, und nicht mehr umgekehrt, geht aus einer aktuellen Xing-E-Recruiting-Studie hervor.

„Unternehmen müssen sich heute bei Talenten bewerben, nicht umgekehrt. Diese Machtverschiebung wird den Arbeitsmarkt nachhaltig verändern.“, sagt Sandra Bascha, Kommunikationsleitung bei Xing.

Der Trend bestätige auch die Ergebnisse ihrer Studie zur Wechselbereitschaft im Frühjahr: Vier von zehn Österreicher waren demnach offen für einen neuen Job oder hätten bereits konkrete Schritte in die Wege geleitet, um eine neue Tätigkeit zu finden.

Gute Führung ist entscheidend

Während viele Unternehmen besorgt sind, dass die Konkurrenz attraktiver sein könnte oder der Verdienst zu gering, liegen die Gründe für einen Wechsel gemäß HR-Verantwortlicher woanders: Eine gute Führungskraft entscheide für ein Viertel der befragten Personalmanger über den Verbleib in einem Unternehmen, die Erfüllung des persönlichen Purposes folgt direkt danach. Fehlende Aufstiegschancen und eine harmonische Zusammenarbeit im Team sind laut Personalisten ausschlaggebend für die Wechselbereitschaft der Mitarbeitenden.

Arbeitnehmer, die in den vergangenen Monaten gekündigt haben, geben an, dass mehr Jobsicherheit, eine bessere Work-Life-
Balance oder flexiblere Arbeitszeiten die Hauptmotive für den Austritt waren. Finanzielle Gründe waren nur bei jedem fünften
Jobwechsel ausschlaggebend.  

Erwartungshaltung von Talenten steigt

Grundsätzlich ist laut Unternehmen auch die Erwartungshaltung von Jobsuchenden gestiegen. Weiche Faktoren, wie Unternehmenskultur, Jobsicherheit, Vereinbarkeit von Beruf & Karriere, flexible  Arbeitszeiteinteilung und gutes Führungsverhalten werden bei der Entscheidung für ein Unternehmen und damit auch im Recruiting immer wichtiger.

„Die veränderte Einstellung der Beschäftigten stellt Unternehmen vor Herausforderungen. Unternehmenskulturelle Faktoren stehen sehr viel mehr im Fokus als früher. Das wirkt sich aufs Recruiting aus – für Unternehmen, die diese Bedürfnisse von Jobsuchenden erkennen und entsprechend aufgestellt sind, eröffnen sich Chancen, um Talente für sich zu entscheiden. Diejenigen, die hier Nachholbedarf haben, stehen einem stetig schrumpfenden Talentpool gegenüber. Damit wird Recruiting zunehmend zur tragenden strategischen Säule des Unternehmenserfolgs.“, sagt Frank Hassler, CSO bei New Work SE.

New Hiring als Chance für Unternehmen

Unternehmen müssen deshalb mehr denn je auf die Qualifikationen von Kandidaten achten, und auch darauf, ob sie ein guter Cultural Fit sind. Gefragt ist der Einsatz intelligenter Methoden und Lösungen für die Arbeitswelt und eine proaktive und zunehmend individualisierte Ansprache, die auch das Monitoring von Potenzialen einschließt. Dabei könnten sie intelligente Tools unterstützen, indem sie unterschiedliche Bedürfnisse der Beschäftigten erfassen und mit dem Anforderungsprofil abgleichen.

„Unternehmen müssen ihr Recruiting modernisieren. Es geht nicht nur um den Einsatz von Tools, sondern auch um eine stärkere Ausrichtung auf die individuellen Wünsche der Talente. Das wird in Zukunft mehr nötig sein denn je.”, sagt Bascha. (red/esre)

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