Ruinen in Mariupol
Augenzeugin

Horror in Mariupol: „Niemand räumt die Leichen weg“

Viktoria gelang die Flucht aus der belagerten Hafenstadt. Sie schildert die Zustände in einer Stadt, in der Paare im Müll nach Essen suchen und pausenlos Bomben einschlagen.

Mariupol/Wien. Drei Wochen harrte sie schon in diesem „totalen Horror“ aus. Im belagerten Mariupol. Niemals hätte sie gedacht, dass sie die Hafenstadt eines Tages verlassen werde. Aber jetzt hielt sie es nicht mehr aus. Das Wasser ging zur Neige. Pausenlos fielen Bomben. Und zugleich öffnete sich ein Möglichkeitsfenster. Humanitäre Korridore gibt es zwar nicht. Nicht hinaus aus der Hölle von Mariupol. Aber Nachbarn hatten ihr verraten, dass der erste Checkpoint auf dem Weg aus diesem Kessel, zwischen Mariupol und Melekine, unbesetzt sein soll. So erzählt sie. Sie holte ihr Auto. Sie hatte es „versteckt“. Es war intakt. Nur Benzin hatte es keinen.

Also suchte sie in dieser Stadt, die eigentlich nur noch eine große Ruine war, nach Treibstoff. Und irgendwann „fand ich jemanden, der einen Kanister Benzin gegen etwas Alkohol tauschte“. Viktoria, 54, ist Assistenzprofessorin an der staatlichen Uni. Aber auch Tierschützerin. Sie packte also 14 Katzen und einen Hund ein, um die sie sich schon zuvor gekümmert hatte, und fuhr los. Später wird sie ein Video schicken, das zeigt, wie im Fond ihres Autos zwischen Hausrat Katzenkäfige aufblitzen. Die Fahrt ist gefährlich. Es donnert. „Es gab ständigen Beschuss“. Es ist eine Odyssee. Alleine in der Stadt Berdyansk wird sie einen Tag lang darauf warten, 20 Liter tanken zu können. Aber sie überlebt.

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