Ukraine-Krieg

Entgegen russischer Ankündigung: Ostukraine unter Beschuss

Schwere Angriffe gibt es in der ostukrainischen Region Donezk. Fast alle Städte entlang der Demarkationslinie seien von russischem Beschuss betroffen, sagt der Gouverneur.
Schwere Angriffe gibt es in der ostukrainischen Region Donezk. Fast alle Städte entlang der Demarkationslinie seien von russischem Beschuss betroffen, sagt der Gouverneur.(c) REUTERS (ALEXANDER ERMOCHENKO)
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"Glauben wir der Ankündigung? Natürlich nicht“, lässt der Gouverneur von Tschernihiw nach den Verhandlungen in der Türkei wissen. Die Stadt sei die ganze Nacht bombardiert worden. Schwere Angriffe wurden auch aus dem Osten der Ukraine gemeldet.

Entgegen der angekündigten Reduktion der militärischen Aktivitäten in der Nordukraine ist die Stadt Tschernihiw nach ukrainischen Angaben die Nacht über weiterhin von russischen Streitkräften angegriffen worden. "Tschernihiw wurde die ganze Nacht bombardiert", teilte Gouverneur Wjatscheslaw Tschaus am Mittwoch im Onlinedienst Telegram mit. Die Angriffe erfolgten demnach mit Artillerie und Flugzeugen. Schwere Angriffe wurden auch aus dem Osten der Ukraine gemeldet.

In Tschernihiw sei zivile Infrastruktur zerstört worden und die Stadt sei noch immer ohne Wasser und Strom, erklärte Tschaus. "Glauben wir der Ankündigung? Natürlich nicht", schrieb Tschaus mit Blick auf die russischen Aussagen. "Die 'verminderten Aktivitäten' zeigt der Feind in der Region Tschernihiw mit Angriffen auch aus der Luft auf Nischyn und die ganze Nacht über auf die (Stadt) Tschernihiw." Tschernihiw und die gleichnamige Region liegen nordöstlich der Hauptstadt Kiew.

In Kiew selbst war die Nacht relativ ruhig. Außerhalb der Stadt sei allerdings Beschuss zu hören gewesen, sagte Vize-Bürgermeister Mykola Poworosnyk. Die Stadt selber sei jedoch nicht bombardiert worden.

Donezk unter Beschuss

Schwere Angriffe gibt es jedoch in der ostukrainischen Region Donezk. Fast alle Städte entlang der Demarkationslinie lägen unter Beschuss, sagt Gouverneur Pawlo Kyrylenko im ukrainischen Fernsehen. Die Lage könne sich noch verschärfen, da die russischen Truppen sich auf Angriffe in der Region konzentrierten. Die Demarkationslinie trennt die Gebiete unter ukrainischer Kontrolle von dem Territorium, das in der Hand von prorussischen Separatisten ist.

Nach russischen Angaben wurden mit Boden-Boden-Raketen zwei Munitionslager in Donezk zerstört. In dem Ort Kamjanka habe die ukrainische Armee Munition für ihre Raketenartillerie gelagert, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Generalmajor Igor Konaschenkow. Insgesamt seien binnen 24 Stunden 64 militärische Objekte der Ukraine zerstört worden. Die Ukraine habe auch drei Flugabwehrsysteme der Typen S-300 und Buk verloren, sagte Konaschenkow. Die Angaben über das Kampfgeschehen sind nicht unabhängig überprüfbar.

Treibstofflager im Westen, Wohngebiete in Luhansk beschossen

Außerdem hätten russische Raketen, die von Flugzeugen abgefeuert wurden, Treibstofflager bei Starokostjantyniw und Chmelnizki im Westen der Ukraine getroffen. Dies deckt sich mit ukrainischen Angaben über Raketenangriffe in der Region.

Ähnlich auch die Situation in der Region Luhansk im Osten des Landes: Der dortige Gouverneur berichtete von schwerem Artilleriebeschuss von Wohngebieten in der Ortschaft Lysytschansk. "Einige Hochhäuser wurden beschädigt", schreibt Serhij Gaidai auf Telegram. Man sei dabei, Informationen über Opfer zu bestätigen. "Viele Gebäude sind eingestürzt. Rettungskräfte versuchen, die noch Lebenden zu retten."

Truppenverlegung in den Osten?

Russland verlegt unterdessen offenbar auch Truppen vom Norden des Landes in den Osten, um dort ukrainische Truppen einzukesseln. Einige russische Soldaten blieben aber in der Nähe der Hauptstadt Kiew, sagt Olexij Arestowytsch, ein Berater von Präsident Wolodymyr Selenskij, im Fernsehen. Dies solle verhindern, dass die Ukraine ihrerseits Truppen in den Osten verlagere.

Die Ukraine befürchtet zudem, dass am stillgelegten Atomkraftwerk in Tschernobyl Munition explodieren könnte. Deshalb müssten sich die russischen Truppen von dort zurückziehen, forderte die stellvertretende Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk.

(APA/Reuters/AFP)

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