Morgenglosse

Ja, den Klimawandel gibt es auch noch

FILE PHOTO: The sun sets behind chimneys of a thermal power plant in Kyiv
FILE PHOTO: The sun sets behind chimneys of a thermal power plant in KyivREUTERS
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Der Ukraine-Krieg und die Coronapandemie haben den Klimawandel in den vergangenen zwei Jahren aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt. Psychologisch ist das verständlich, dennoch ist es ein Problem.

Eigentlich sind die für Energie zuständigen grünen Minister in Österreich und Deutschland, Leonore Gewessler und Robert Habeck, ja angetreten, um das Energiesystem umzubauen. Weg von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energieträgern. Nun müssen sich die beiden aufgrund des Ukraine-Krieges vor allem mit der Versorgungssicherheit auseinandersetzen und etwa in Katar um neue fossile Gaslieferungen bitten oder sich - zumindest im Fall von Habeck - um neue Lieferanten für die besonders klimaschädliche Kohle kümmern, sollten bei einem Gas-Lieferstopp wieder die alten Kohlemeiler angeworfen werden müssen.

Einerseits ist es natürlich beruhigend, dass in der Politik unabhängig der Ideologie ein verantwortungsbewusster Pragmatismus einkehrt, sobald eine Partei in der Regierung sitzt. Denn die Sicherheit der Energieversorgung von privaten Haushalten und Wirtschaft hat derzeit einfach höchste Priorität. Trotzdem ist es bezeichnend dafür, wie ein langfristiges Problem wie der Klimawandel konstant von akuten Krisen überschattet wird.

Wie drastisch die Folgen der Erderwärmung sein werden wurde vom Weltklimarat IPCC erst am 28. Februar eindrucksvoll in seinem zweiten Teil des sechsten Sachstandsberichts gezeigt. Was noch vor einigen Jahren unsicher war, ist demnach klar: Ohne Gegenmaßnahmen steuert die Welt in eine klimatische Veränderung, die sich gegen Ende dieses Jahrhunderts als unumkehrbare Katastrophe manifestieren wird. In manchen Weltgegenden werde menschliches Leben dadurch quasi verunmöglicht, was große Wanderungsbewegungen und entsprechende Konflikte um Ressourcen wie Wasser oder fruchtbares Ackerland nach sich ziehen wird.

Trotz der Drastik war die öffentliche Wahrnehmung für den Bericht endenwollend. Kein Wunder, vier Tage zuvor war Russland in der Ukraine einmarschiert. Und auch in den zwei Jahren zuvor war es die Coronapandemie, die die Welt in Atem gehalten hat und bis auf eine kurze Phase im August 2021 (Überschwemmungen in Deutschland) auf das Klimaproblem weitgehend vergessen ließ.

Heute präsentiert der IPCC den dritten Teil des sechsten Berichts. Darin soll ausgeführt werden, wie die Menschheit die Folgen der Erwärmung sinnvoll abmildern kann. Und auch heute gibt es eine Reihe von akuten politischen oder wirtschaftlichen Themen, die drängender sind als der zu weiten Teilen noch in der Zukunft liegende Klimawandel. Vergessen sollten wir auf letzteren aber trotzdem nicht.

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