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Gut gegen Böse: Dürfen wir zurück zur simplen Weltsicht?

Bei Star Wars ist klar, wer der Böse ist: Darth Vader kämpft gegen den Jedi-Meister Obi-Wan Kenobi.
Bei Star Wars ist klar, wer der Böse ist: Darth Vader kämpft gegen den Jedi-Meister Obi-Wan Kenobi.(c) imago images/Mary Evans (Rights Managed via www.imago-images.de)
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Eben noch war das klare Freund-Feind-Schema verpönt, es galt als populistisch und paranoid. Ist dank Putin jetzt alles anders?

Kennen Sie Mani? In normalen Zeiten hat dieser Perser keinen guten Stand. Der Religion, die er um 250 n. Chr. gestiftet hat, hängt längst niemand mehr an, und präsent ist sie nur noch in einem abwertenden Adjektiv. „Manichäisch!“, seufzen Soziologen mit gerunzelter Stirn, wenn sieSekten, Anhänger von Verschwörungstheorien oder populistische Parteien erforschen. Weil man in solchen Kreisen das Weltgeschehen im Geiste Manis deutet: als ewigen Kampf von Licht gegen Finsternis, Gut gegen Böse, Freund gegen Feind. Und weil so keine Verständigung mehr möglich ist, kein Kompromiss, nur Sieg oder Niederlage. Das sei ein Übel, weil es den Zusammenhalt in der Gesellschaft zerstöre. Also: Weiche, Mani!

Aber spätestens mit der Entdeckung der verscharrten Leichen von ukrainischen Dorfbewohnern, getötet wohl von russischen Soldaten, drängt sich uns allen Mani auf, mit seiner absoluten Wertkategorie. Was dort nördlich von Kiew geschah, ist nicht nur bedauerlich, falsch, zu kritisieren. Es ist böse, auch wenn es die Schuldigen selbst kaum jemals so empfinden. Gegen das Böse muss sich das Gute wehren, bis es obsiegt. So wie in den Fantasywelten von Büchern und Filmen, über die wir gern die Nase rümpfen, weil wir ihre Schwarz-Weiß-Zeichnung für plump und infantil halten.

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