Bibliotheksdiebstahl

Darwins verschollene Notizbücher wieder aufgetaucht

Die ledergebundenen Notizbücher enthalten Gedanken und Notizen von Charles Darwin.
Die ledergebundenen Notizbücher enthalten Gedanken und Notizen von Charles Darwin.beigestellt
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Zweiundzwanzig Jahre nach dem sie zuletzt gesehen wurden, sind zwei gestohlene Notizbücher von Charles Darwin in der Bibliothek der Universität Cambridge wieder aufgetaucht. Sie wurden in einem Sackerl hinterlegt.

Zwei Jahrzehnte lang galten zwei wertvolle Notizbücher des Naturforschers Charles Darwin als verschollen. In einem pinken Geschenksackerl, zurückgelassen in einem ruhigen Teil der Universitätsbibliothek Cambridge, sind sie Anfang März wieder aufgetaucht. Jennifer Gardner, Leiterin der Universitätsbibliothek, sprach gegenüber der BBC von Freudentränen: „Ich habe gezittert, war aber noch vorsichtig. Zu 100 Prozent sicher, waren wir erst, als wir die Bücher auspacken konnten.“

Jessica Garner beim Verfizieren der Notizbücher.
Jessica Garner beim Verfizieren der Notizbücher.beigestellt

Den etwa postkartengroßen, ledergebundenen Notizbüchern wird ein Wert in Millionenhöhe zugeschrieben. Zuletzt wurden sie im November 2020 gesichtet. Damals wurden die Bücher ausgehoben, um fotografiert zu werden. Zwei Monate später, im Jänner 2001, konnten sie im Zuge einer Routinekontrolle nicht mehr aufgefunden werden. Die Bibliothek ging davon aus, dass die wertvollen Exemplare falsch abgelegt wurden - immerhin umfasst der Bestand der Bibliothek mehr als zehn Millionen Bücher, Manuskripte und Landkarten, die auf einer Regallänge von 200 Kilometern verstaut werden.

Erst 2020 wurden die Notizbücher bei der Polizei als gestohlen gemeldet, in den Jahren davor wurden immer wieder groß angelegte Suchaktionen im Bestand der Bibliothek durchgeführt. Vergangenen Herbst wandte sich die Bibliothek mit einem weltweiten Suchaufruf an die Öffentlichkeit.

Bücherdieb mit Witz

Erst fünf Tage nach dem Fund kam die Erlaubnis der Polizei, die Notizbücher für eine Verifizierung auspacken zu dürfen. „Die Bücher sind jetzt wieder sicher, sie sind in gutem Zustand und wieder in ihrem Zuhause“, so Bibliothekarin Gardner. Woher die Bücher so plötzlich wieder aufgetaucht sind, gibt aber weiterhin Rätsel auf.

In dem öffentlich zugänglichen Teil der Bibliothek, in dem das Sackerl mit den Büchern entdeckt wurde, gäbe es keine Überwachungskameras. Eingepackt waren die Notizbücher zusätzlich in einem braunen Papierumschlag und einer blauen Schachtel, in der die Exemplare auch in der Bibliothek aufbewahrt wurden.  Der Umschlag war außerdem mit Osterwünschen bedruckt, „Librarian, Happy Easter X“ war da zu lesen.

Kuriose Osterwünsche: Die Botschaft des Bücherdiebs.
Kuriose Osterwünsche: Die Botschaft des Bücherdiebs.beigestellt

Ursprung der Evolutionstheorie

1837 befüllte Charles Darwin als junger 28-Jähriger die beiden Notizbücher mit Gedanken über seine Reise auf die Galapagos-Inseln, von der er davor zurückgekehrt war. Unter anderem ist in einem der Bücher eine baumartige Skizze zu entdecken. 20 Jahre später, im November 1959, findet eine ausgefeiltere Version dieser Skizze ihren Weg in Darwins Hauptwerk „Die Entstehung der Arten“ („On the Origin of Species“). „Diese Notizbücher zeigen Darwins Versuche, sich mit dem Ursprung der Arten auseinanderzusetzen“, erklärte Jim Secord, Professor für Wissenschaftsgeschichte und -philosophie in Cambridge, in einem früheren Interview.  Den beiden Notizbüchern wird also enorme wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung zugemessen.

In einem der Notizbücher befindet sich eine wissenschaftlich bedeutsame Skizze.
In einem der Notizbücher befindet sich eine wissenschaftlich bedeutsame Skizze. beigestellt

>>> zur Cambridge University Library

>>> zum Bericht der BBC

(chrima)

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