Für die erwartete Stichwahl zwischen Macron und seiner rechten Rivalin Marine Le Pen am 24. April wird mit einem engen Rennen gerechnet. Der Amtsinhaber dürfte nach jüngsten Umfragen die Nase knapp vorn haben dürfte.
Kurz vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich hat Amtsinhaber Emmanuel Macron seinen späten Start in den Wahlkampf bedauert. Es sei eine Tatsache, dass er später als gewünscht eingestiegen sei, räumte er in einem Interview des Radiosenders RTL am Freitag ein. Doch habe er sich seinen Siegeswillen bewahrt. Macrons Vorsprung in den Umfragen war zuletzt zusammengeschmolzen.
Für die von Demoskopen erwartete Stichwahl zwischen Macron und seiner rechten Rivalin Marine Le Pen am 24. April wird mit einem engen Rennen gerechnet, wobei der Amtsinhaber nach jüngsten Umfragen die Nase knapp vorn haben dürfte.
Wahlkampf während Krieg in der Ukraine? Macron hatte sich in der Ukraine-Krise als Staatsmann und Vermittler in Szene gesetzt, während Le Pen bereits durch Frankreich tourte und die Wahlkampftrommel auch in kleineren Orten auf dem Land rührte. In dem Interview bat der Präsident um Verständnis, dass er erst später habe einsteigen können. Es wäre aus seiner Sicht unverständlich gewesen, wenn er sich als Staatschef bereits vor sechs Wochen ins Wahlkampfgetümmel gestürzt hätte, während ein Krieg in der Ukraine ausgebrochen sei, argumentierte er. Macron hat erst Anfang des Monats mit einer Großkundgebung vor Zehntausenden Anhängern die heiße Phase des Wahlkampfs eröffnet.
In einem Interview der Tageszeitung "Le Parisien " teilte er nun zugleich seine Rivalin Le Pen aus, die in den vergangenen Jahren bemüht war, den Ruf einer rechtsradikalen Politikerin abzulegen: "Grundsätzlich hat sich bei ihr nichts geändert: Es ist ein rassistisches Programm, das auf die Spaltung der Gesellschaft ausgelegt und sehr brutal ist." Le Pen konterte im Hörfunksender France Info : "Emmanuel Macron kennt mein Programm nicht."
Am kommenden Sonntag (10. April) wird in Frankreich darüber abgestimmt, wer für die nächste Amtsperiode in den Élyseepalast in Paris einziehen wird. Amtsinhaber Emmanuel Macron hat gute Chancen, die Konkurrenz rechts und links gilt als gespalten. Wer könnte es in die wohl unausweichliche Stichwahl am 24. April schaffen? Ein Überblick über die wichtigsten Köpfe im französischen Intensivwahlkampf. APA/AFP/LUDOVIC MARIN Der Amtsinhaber. „Divide et impera!“ Emmanuel Macron hat jedes Interesse, den Streit in den gegnerischen Lagern zu schüren. Mit seiner strategischen Ausrichtung, sowohl das linke als auch das rechte Terrain und die politische Mitte zu besetzen, ist es ihm trefflich gelungen, die traditionellen Parteien nachhaltig zu schwächen. Allerdings hatte im Gegenzug seine eigene „Bewegung“, La République en marche (LREM), Mühe, selbst zu einer Partei mit einem identifizierbaren Programm zu mutieren. Macrons Stärke bleibt die vergleichsweise schwache Attraktivität seiner Herausforderer. Viele Bürger werden nur mangels Alternative Macron (erneut) wählen. Chancen auf einen Einzug in die Stichwahl: Alles andere wäre eine riesige Überraschung. (c) APA/AFP/LUDOVIC MARIN (LUDOVIC MARIN) Die gewandelte Rechte. Von Marine Le Pen denken nicht wenige ihrer ehemaligen Wähler und Fans, dass sie ihre große Chance schon erhalten und 2017 mit einer schlechten Kampagne verspielt habe. Mit ihren Bemühungen, das Image einer rechten Extremistin loszuwerden und ihre Partei so für gemäßigte Wähler „salonfähig“ zu machen, hat sie zugleich die von ihrem Vater Jean-Marie Le Pen geprägte radikale Ideologie verwässert und den „identitären“ Flügel der nationalistischen Rechten enttäuscht. In den Umfragen ist sie vor Monaten erst abgestürzt -als Eric Zemmour ins Rennen ging. Mittlerweile liegt sie wieder mit Vorsprung auf dem zweiten Platz. Chancen auf einen Einzug in die Stichwahl: Sie ist die programmierte Gegnerin von Macron in der Stichwahl. (c) APA/AFP/FRANCOIS LO PRESTI (FRANCOIS LO PRESTI) Der linke Volkstribun. Im Jahr 2017 hat Jean-Luc Mélenchon von der linken „France insoumise“ eine Überraschung geliefert. Damals kam der Ex-Sozialist und Fan von Hugo Chavez und dem Castro-Regime auf fast 20 Prozent der Stimmen. Mélenchon wirkt in seinen Posen wie ein Volkstribun, er ist ein geschickter Rhetoriker und Debattierer, der versucht, die soziale Unzufriedenheit auszunutzen. Er konnte zuletzt in den Umfragen zur rechten Opposition aufzuschließen. Er sagt, es sei seine letzte Kampagne – und diese werde er gewinnen. Chancen auf einen Einzug in die Stichwahl: Zumindest nicht vollkommen ausgeschlossen. Seine steigenden Umfragewerte machen ihn zur eindeutigen Wahlalternative für alle Linkswähler. Doch auf Le Pen dürfte der Rückstand doch zu groß sein. (c) APA/AFP/CHRISTOPHE ARCHAMBAULT (CHRISTOPHE ARCHAMBAULT) Der Polemiker. Medienprovokateur Éric Zemmour ist der Aufsteiger unter den möglichen Präsidentschaftskandidaten. Er wildert erfolgreich im Le-Pen-Lager. Die Bücher des mehrfach wegen rassistischen Äußerungen und antimuslimischer Hetze verurteilten Publizisten, in denen es fast immer um den Niedergang der „Grande Nation“ und die von ihm in dramatischen Tönen geschilderte Gefahr einer demografischen Ersetzung der (weißen) Einheimischen durch Einwanderer aus Nordafrika (wo Zemmour als Kind einer jüdisch-algerischen Familie geboren wurde) geht, sind Bestseller. Per Telefon lässt er sich sogar von Ex-US-Präsident Donald Trump Tipps geben. Chancen auf einen Einzug in die Stichwahl: Möglich, zuletzt mit absteigender Tendenz. Das hängt wohl davon ab, wie sehr sich Le Pen und Zemmour die Stimmen gegenseitig wegnehmen und wie stark sich die Kandidatin der Konservativen positionieren kann. (c) APA/AFP/STEPHANE DE SAKUTIN (STEPHANE DE SAKUTIN) Die bürgerliche Rechte. Die Präsidentschaftskandidatin der französischen Republikaner will Frankreich zur führenden Kraft in Europa machen. Seit zwanzig Jahren sieht man Pécresse auf Fotos mit Frankreichs Spitzenpolitikern. Aber meist steht sie in der zweiten Reihe: als Beraterin von Präsident Jacques Chirac, danach unter dessen Nachfolger Nicolas Sarkozy als Hochschulministerin und Regierungssprecherin von Premierminister François Fillon, in seinem Team für die Präsidentschaftswahlen von 2017 spielte sie eine wichtige Rolle. Seit 2015 ist sie Vorsitzende der Hauptstadtregion Île-de-France. Chancen auf einen Einzug in die Stichwahl: Gering. Selbst, wenn sich die Kandidaten weiter rechts gegenseitig die Stimmen wegnehmen und sie sich als Macron-Alternative aus der Mitte präsentieren kann. Tendenz: stagnierend. >> Valérie Pécresse, die Überaschungskandidatin (c) REUTERS (BENOIT TESSIER) Die rote Bürgermeisterin. Mit der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, die in der Hauptstadt mit den Grünen regiert, glaubte die vormalige sozialistische Regierungspartei eine Trumpfkarte ausspielen zu können, um den Niedergang der letzten Jahre zu stoppen. Doch der Start ihrer Kampagne war ein Flop, die wenig charismatische und wegen ihrer Sicherheits- und Verkehrspolitik umstrittene Hidalgo kommt in Umfragen nur auf vier bis sieben Prozent, was die Existenzkrise des Parti Socialiste verschärfen dürfte. Chancen auf einen Einzug in die Stichwahl: Ausgeschlossen. Selbst im linken Kandidatenfeld ist Hidalgo ins Hintertreffen geraten. (c) REUTERS (SARAH MEYSSONNIER) Der grüne Realo. Mit dem von „Europe Écologie-Les Verts“ nach Vorwahlen nominierten Grünen Yannick Jadot hat Hidalgo einen Konkurrenten mit ähnlichen reformistischen Vorschlägen. Jadots Problem ist es, dass sein Programm den „Fundis“ in seiner eigenen Partei in Sachen Verkehrs-, Energie- und Klimapolitik zu wenig scharf klingt. Er selbst will lieber Regierungsverantwortung übernehmen, als radikale Sprüche klopfen – ein Realo. Chancen auf einen Einzug in die Stichwahl: Ausgeschlossen. (c) APA/AFP/GEOFFROY VAN DER HASSELT (GEOFFROY VAN DER HASSELT) Der Kommunist. Seine Vorschläge fielen vielerorts auf zustimmendes Nicken. Fabien Roussel, Kanddiat der Kommunistischen Partei Frankreichs, verspricht, die Kaufkraft seiner Landsleute steigern zu wollen. Der Mindestlohn soll deutlich steigen. Als Präsident würde er sich um eine Art Arbeits-, Gehalts- und Ausbildungsgarantie für alle starkmachen. Das Geld dafür soll über eine Covid-Steuer eingenommen werden, die Firmen zahlen sollen, die von der Pandemie profitiert haben - etwa Internetgiganten wie Amazon oder Facebook. In seinem Programm findet sich auch die Verdreifachung der Vermögenssteuer. Chancen auf einen Einzug in die Stichwahl: Äußerst unrealistisch. (c) REUTERS (SARAH MEYSSONNIER) Die Vorwahl-Siegerin. Aus der inoffiziellen Vorwahl der Linken in Frankreich ist sie als Siegerin hervorgegangen. Die ehemalige Justizministerin Taubira unterstützte als Einzige die Bürgerinitiative, die die Online-Abstimmung über die linken Präsidentschaftskandidaten organisiert hatte. Als große Themen nannte die 69-jährige Politikerin aus Französisch-Guyana Jugend, soziale Gerechtigkeit, Bildung, Ökologie sowie einen stärkeren sozialen Dialog. Taubira galt als Ikone des linken Flügels in der Regierung Hollande. Im Rampenlicht stand sie vor allem als engagierte Verfechterin des Gesetzes, mit dem Frankreich die Ehe für Homosexuelle öffnete. Bereits 2002 war sie Kandidatin bei den Präsidentschaftswahlen. Chancen auf einen Einzug in die Stichwahl: Äußerst unrealistisch. (c) APA/AFP/PHILIPPE LOPEZ (PHILIPPE LOPEZ) Präsidentschaftswahl in Frankreich (APA/Reuters)
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