Eine geniale Chemikerin, die als Fernsehköchin die Gesellschaft der 1960er umkrempelt: „Eine Frage der Chemie“ ist das ungewöhnliche Debüt der Amerikanerin Bonnie Garmus.
Nein, 1961 ist zweifellos kein Jahr, in dem eine Frau als Chemikerin Karriere machen kann. Auch nicht, wenn sie den männlichen Kollegen intellektuell überlegen ist. Und schon gar nicht, wenn sie noch dazu alleinerziehende Mutter eines Mädchens (der nicht minder klugen Mad) ist, das auch noch unehelich geboren wurde, weil der Kindsvater sich von einem Polizeiwagen überrollen ließ, noch ehe man heiraten konnte.
Wobei: Heiraten, das hatte Elizabeth Zott ohnehin nicht vorgehabt. Ein Kind zu bekommen, eigentlich auch nicht, denn beides bedeutete Anfang der 1960er für die allermeisten Frauen bekanntlich den eigenen Beruf, sofern man überhaupt einen erlernt hatte, aufzugeben und sich als Hausfrau und Mutter zu begnügen.
Undenkbar für Elizabeth Zott. Im Forschungslabor, in dem man sie nur geduldet (und gelegentlich für eine Sekretärin gehalten) hatte, weil sie die Partnerin des genialen Chemikers Calvin Evans war, kann sie nach dessen Tod nicht bleiben. Durch Zufall – und aus Geldnot – kommt Zott an einen Job als Fernsehköchin. Der Sender will eine belanglose Kochshow, um die Hausfrauen zu unterhalten, ehe sie das Abendessen für ihre Ehemänner und Familien richten müssen. Zott aber hat, natürlich, anderes vor: Denn Kochen ist für sie nichts anderes als eine Aneinanderreihung chemischer Prozesse.