Sportpolitik

Die mutigste Frau im Weltfußball

Lise Klaveness verlangt Reformen im Weltverband Fifa.
Lise Klaveness verlangt Reformen im Weltverband Fifa. Kyodo News / Action Press / pict
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Norwegens Verbandschefin Lise Klaveness, 40, verlangt ein Umdenken. Es gehe um Menschenrechte in Katar, Korruption müsse in der Fifa enden.

Sie ist die mutigste Frau im Weltfußball: Lise Klaveness. In ihrem Kampf für Veränderungen im Weltfußball setzt sich Norwegens Verbandspräsidentin gekonnt in Szene, nicht nur beim Fifa-Kongress in Doha ließ sie mit ihrer Meinung zu verletzten Menschenrechten und simpler Funktionärsmentalität viele ihrer Kollegen im Weltverband Fifa aufhorchen. Viele schmunzelten da, doch Klaveness lässt nicht locker und setzt jetzt vor allem auf eine Kooperation mit dem DFB.

Nach ihrer erfrischend deutlichen Kritik am WM-Ausrichter Katar sei der deutsche Verband der erste gewesen, „der mich nach dem Kongress kontaktiert und mir seine Unterstützung zugesichert hat“, sagte die 40-Jährige der „Bild“-Zeitung. Katar steht seit Jahren wegen der kritischen Menschenrechtslage und den Bedingungen für ausländische Arbeiter in der Kritik. Knapp 10.000 Arbeiter sollen auf WM-Baustellen gestorben sein – für den Jubel, der ab 21. November, mit Beginn der WM-Endrunde, aufhallen wird.

Kein Platz für Diskriminierung

Für den 11. April sei sie mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf zu einem Telefonat verabredet. „Wir wollen besprechen, was wir konkret gemeinsam tun können, um etwas zu verändern“, sagte sie. Vielleicht sei das der Beginn einer produktiven, langfristigen Zusammenarbeit. Denn laut der ehemaligen Fußballerin und Juristin müsse der Fußball, entgegen der üblichen und bloß das Geschäftsfeld wahrenden Meinung, sehr wohl Verantwortung übernehmen. Es gehe mit Blick auf die WM Ende des Jahres in Katar darum, „welche Maßnahmen notwendig sind, um Veränderung voranzutreiben und um weitere Menschenrechtsverletzungen zu verhindern“.

Diskriminierung von Menschen durch das Emirat wegen ihrer sexuellen Orientierung oder ihres Geschlechts. Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Nachhaltigkeit – dieses Event hätte nie an Katar vergeben werden dürfen, und das habe der interne Bericht auch ausgewiesen. Warum alles ganz anders kam, wer intervenierte, Lobbying betrieb und dank der Mithilfe welcher Regierung (kolportiert Frankreich) Katar doch den Zuschlag erhielt, all das wolle Klaveness besprochen und geklärt sehen. Es sind mutige Ansagen, deren Umsetzung viel Licht in das Wüstendunkel bringen würde. Nur, ob das die Fifa, deren Präsident Gianni Infantino in Katar einen neuen Lebensmittelpunkt entdeckt hat, zulässt?

„Die Fifa sagt, LGBTQ-Menschen seien während der WM in Katar sicher. Aber: Ist das wirklich so, wenn es dort doch illegal ist, homosexuell zu sein?“, setzte Norwegens ehemalige Nationalspielerin in dem Interview nach. „Und überhaupt: Es geht bei dem Thema ja nicht nur um die Weltmeisterschaft – das ist etwas Grundlegendes.“ Und essenziell für alle weiteren Vergaben. „Die Korruption in den eigenen Reihen muss endlich aufhören.“

DFB für WM-Arbeiter-Fonds

Der neue DFB-Präsident Bernd Neuendorf wolle sich beim Weltverband für einen „Wiedergutmachungs-Fonds“ zugunsten der Familien Tausender Wanderarbeiter einsetzen, die beim Bau der WM-Infrastruktur in Katar ums Leben gekommen sind. Eine Partnerschaft des DFB mit Qatar Airways, auch Sponsor des FC Bayern, schloss der 60-Jährige aus. „Ob der Menschenrechtssituation sage ich tendenziell eher nein.“

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