Buch der Woche

Mareike Fallwickl: Lola isst wieder

„Mädchen wie wir werden überall gebraucht.“ Mareike Fallwickl, geboren 1983 in Hallein bei Salzburg.
„Mädchen wie wir werden überall gebraucht.“ Mareike Fallwickl, geboren 1983 in Hallein bei Salzburg. [ Foto: Gyöngyi Tasi]
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Sprachgewaltig: Von erschöpften und kämpferischen Frauen in Zeiten der Pandemie und Männern, die noch immer nichts dazulernen wollen. Mareike Fallwickls Roman „Die Wut, die bleibt“.

Haben wir kein Salz“, sagt der Familienvater beim chaotischen Abendessen, Frage und Feststellung in einem. Den Unterton kann man sich unschwer vorstellen, wie oft hat man diesen oder ähnliche Sätze an einen selbst gerichtet schon gehört oder womöglich selbst gesagt? Unbedacht oder mit einer kleinen Spitze der Person gegenüber, die vermeintlich dafür verantwortlich sein soll. Meistens passiert dann nichts Besonderes – jemand steht auf, holt das Salz oder sagt: „Es steht in der Küche.“ Oder auch: „Das Salz ist aus.“ In manchen Fällen wird vielleicht innerlich die Scheidung eingereicht, wenn dies der letzte Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Im Roman „Die Wut, die bleibt“ von Mareike Fallwickl – es ist ihr dritter inzwischen – hat dieser kurze Satz eine tragische Konsequenz, denn in Helenes Ohren dröhnt es von all dem Wollen, das den ganzen Tag lang, und das jeden Tag, auf sie einprasselt, so laut, dass für sie kein Platz mehr ist: „Sie ist mit drei Schritten vom Abendbrottisch bei der Balkontür, öffnet sie, schaut nicht zurück, macht noch zwei weitere Schritte. Und dann diesen einen.“

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