Vielleicht gewinnt Dominic Thiem irgendwann wieder Turniere. Der Weg dorthin dürfte aber ein weiter sein.
Sie haben sich unweigerlich ins Gedächtnis eingebrannt, diese krachenden und zugleich so schön anzusehenden Rückhand-Longline-Winner. Und dieser Vorhand-Topspin, den sonst nur Rafael Nadal auf vergleichbarem Niveau zu schlagen imstande war. Aus nachvollziehbaren Gründen möchte man sich auch nicht von ihnen trennen, diesen Vorstellungen, weil es eine Freude war, Dominic Thiem in Hochform Tennis spielen zu sehen.
Seit zehn Monaten schwelgen Fans von Buenos Aires bis Melbourne ausschließlich nur noch in Erinnerungen, weil Thiems letzter Auftritt auf der ATP-Tour mittlerweile 302 Tage zurückliegt. Beim Turnier in Mallorca Ende Juni 2021 verspürte er bei einem Vorhandschlag einen folgenschweren Stich im rechten Handgelenk. So nah liegen Triumphe und karrieregefährdente Verletzungen beisammen.
Vor drei Wochen hatte das Warten kurzzeitig ein Ende. Thiems Rückkehr beim Challenger in Marbella samt Erstrundenniederlage wurde begleitet von einer Corona-Infektion. Die Comeback-Pläne mussten zum wiederholten Mal adaptiert werden. Heute, gegen den Australier John Millman in Belgrad, „beginnt meine Saison“, sagt der 28-Jährige.
Dominic Thiem wird, vorausgesetzt sein Körper spielt mit, in den nächsten Wochen wieder Rückhand-Longline-Winner produzieren. Auch sein Vorhand-Topsin wird Fans wie Konkurrenten gleichermaßen Gesprächsstoff liefern. Antworten auf Fragen, ob und falls ja, wie schnell Thiem die Form früherer Tage erreichen wird können, sind zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation.
Die kommenden Turniere sollten einen Trend, im Optimalfall eine kontinuierliche Steigerung in Thiems Spiel erkennen lassen. Zumindest für die nächsten Wochen aber gilt: Runter mit den öffentlichen Erwartungen. Ein Comeback, wie es etwa Rafael Nadal zu Jahresbeginn mit dem Gewinn der Australian Open gelungen ist, bleibt die absolute Ausnahme. Auf Thiem wartet ein langer Prozess. Die dafür nötige Zeit sollte man ihm geben.