Sanktionen

Russlands Zentralbank warnt Wirtschaft vor harten Zeiten

APA/AFP/ALEXANDER NEMENOV
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Die Suche nach neuen Märkten soll beginnen.

Moskau. Die russische Wirtschaft kann der Zentralbank zufolge nicht ewig von ihren Finanzreserven leben und muss sich angesichts internationaler Sanktionen neu aufstellen. „Der Zeitraum, in dem die Wirtschaft von den Reserven leben kann, ist endlich“, sagte Notenbank-Chefin Elvira Nabiullina am Montag. Bereits im Frühjahr und Sommer werde eine Phase des Strukturwandels und der Suche nach neuen Geschäftsmodellen beginnen.

Die Sanktionen hätten sich bisher vor allem auf den Finanzmarkt ausgewirkt. „Aber jetzt werden sie sich zunehmend auch auf die Wirtschaft auswirken“, warnte Nabiullina. Die Hauptprobleme dürften bei den Importbeschränkungen und der schwieriger gewordenen Logistik im Außenhandel liegen. Auch die Exportbeschränkungen dürften sich zunehmend bemerkbar machen. „Russische Hersteller werden nach neuen Partnern und Logistikmöglichkeiten suchen oder auf die Produktion von Produkten früherer Generationen umsteigen müssen“, sagte Nabiullina, Exporteure müssten neue Abnehmer suchen.

Keine Entwarnung gibt sie bei der Inflation. Es werde bis zum Jahr 2024 dauern, bis die Teuerungsrate wieder das Ziel von vier Prozent erreicht habe. Aktuell liegt sie mit 17,49 Prozent auf dem höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren, da sich seit der Beginn der russischen Invasion in der Ukraine fast alles verteuert hat: von Zucker über Gemüse bis hin zu Smartphones und Bekleidung.

Flexibilität für Exporteure

Die Zentralbank erwägt, den Verkauf von Devisenerlösen durch Exporteure flexibler zu gestalten, kündigte Nabiullina an. Bisher müssen sie 80 Prozent ihrer Devisenerlöse in die Landeswährung Rubel umtauschen. Getestet werden solle zudem die Ausgabe digitaler Rubel. Das solle Russen ermöglichen, Überweisungen zwischen digitalen Geldbörsen vorzunehmen. Pilotprojekte sollen in der zweiten Jahreshälfte beginnen.

Die russische Zentralbank hat als Reaktion auf die Sanktionen ihren Leitzins zunächst auf 20 Prozent mehr als verdoppelt. Sie senkte ihn dann aber in diesem Monat auf 17 Prozent. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2022)

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