Lockdowns

Chinas Zensurapparat entgleitet die Kontrolle

Seit über drei Wochen ist die größte Stadt des Landes nunmehr abgeriegelt (Archivbild vom 21. April).
Seit über drei Wochen ist die größte Stadt des Landes nunmehr abgeriegelt (Archivbild vom 21. April).APA/AFP/HECTOR RETAMAL
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In der Metropole Shanghai sind die Hoffnungen auf ein Ende der Ausgangssperren in weite Ferne gerückt. Die Bewohner noch enger eingezäunt – und sie schäumen.

Peking. Kürzlich geschah etwas, was in China nur alle paar Jahre vorkommt: Dem technologisch fortschrittlichsten Zensurapparat der Welt ist die Informationskontrolle vollständig entglitten. Millionenfach teilten die Bewohner Shanghais ein Video, versteckten es hinter QR-Codes und in immer wieder neu arrangierten Formaten. Die Zensoren kamen in diesem Katz-und-Maus-Spiel mit dem Löschen gar nicht mehr hinterher. Laut einem geleakten Memo aus dem Staatsapparat sollen bis kurz nach Mitternacht am Samstag bereits 400 Millionen Menschen das Video mit dem Namen „Klang des Aprils“ angeklickt haben.

Es zeigt, in nüchternen Luftaufnahmen in Schwarz-Weiß, eine zum Stillstand gezwungene Geisterstadt: Die hochmodernen Geschäftsviertel der Wirtschaftsmetropole muten nur mehr wie Kulissen eines dystopischen Endzeit-Thrillers an. Unterlegt sind die Bilder mit Audiomitschnitten einer leidenden Bevölkerung – hungernd, eingesperrt und verzweifelt. „Ich hatte zunächst Angst vor dem Virus. Dann realisierte ich jedoch, dass Viren dich nicht töten – aber der Hunger sehr wohl“, sagt ein Bewohner in dem Video.

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