Pandemie

Lockdown lässt Industrieproduktion in Shanghai einbrechen

APA/AFP/HECTOR RETAMAL
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Die Industrieproduktion in der chinesischen Finanzmetropole brach im März um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat ein. Das ist der erste Rückgang seit zwei Jahren.

Der seit fast vier Wochen anhaltende Coronalockdown bremst die Wirtschaft in Shanghai aus. Die Industrieproduktion in der chinesischen Finanzmetropole brach im März um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat ein, wie aus den am Freitag veröffentlichten offiziellen Daten der Behörden hervorgeht. Das ist der erste Rückgang seit zwei Jahren, als die Wirtschaft unter dem Beginn der Pandemie litt.

"Der aktuelle Virusausbruch hat die industriellen Aktivitäten der Stadt stark beeinträchtigt", sagte der Chef der örtlichen Planungsbehörde, Wu Jincheng. Im gesamten ersten Quartal reichte es aber noch zu einem Wachstum der Industrieproduktion von 4,8 Prozent.

Hauptsitz vieler Großkonzerne

Shanghai ist ein modernes Finanz- und Industriezentrum. Die mit 26 Millionen Einwohnern größte Stadt des Lands beherbergt Fabriken wie die des US-Autobauers Tesla oder des führenden chinesischen Chiphersteller Semiconductor Manufacturing International. Sie ist zudem Hauptsitz vieler internationaler Unternehmen auf dem chinesischen Festland. Auch mehr als 2000 deutsche Firmen sind dort ansässig. Die chinesische Zentralbank versprach angesichts der Corona-Krise, ihre die Konjunktur stimulierende Politik fortzusetzen. "Wir sind auch bereit, kleine und mittlere Unternehmen bei Bedarf mit mehr Instrumenten zu unterstützen", sagte Notenbankchef Yi Gang.

Der Präsident des deutschen Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, warnt angesichts des Staus von hunderten Frachtschiffen vor Shanghai vor ausbleibenden Lieferungen und steigenden Transportkosten. "Von einer kurzfristigen Entspannung der Lage ist derzeit nicht auszugehen", sagte Jandura den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitagsausgaben). Chinas Null-Covid-Strategie lähme den Hafenbetrieb mit gravierenden Folgen für die Weltwirtschaft. Sollte Chinas Corona-Eindämmungsstrategie an ihre Grenzen stoßen, werde sich die Lage für Groß- und Außenhändler weiter verschärfen, sagte Jandura. In diesem Fall würden sich Lieferungen verzögern oder ausbleiben und die Transportkosten weiter steigen. "Die Preissteigerung feuert die Inflation an und wird zudem natürlich auch entlang der Lieferkette weitergegeben - am Ende spürt das auch der Verbraucher."

Stadtverwaltung spricht von ersten Erfolgen

Die Stadtverwaltung von Shanghai sprach von ersten Erfolgen bei der Eindämmung des Coronaausbruchs. Die Infektionszahlen zeigten einen "positiven Trend" und das Leben könnte sich bald wieder normalisieren. Voraussetzung dafür sei, dass sich die Einwohner an die strengen Regeln hielten, um die Virusausbreitung einzudämmen. Dennoch verschärften einige Stadtbezirke die Bewegungsbeschränkungen. Zuletzt wurden knapp 18.000 Neuinfektionen gemeldet. Insgesamt seien in den vergangenen fünf Tagen 36 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Viele Einwohner gehen von deutlich mehr Opfern aus.

(APA)

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