Russland

In Moskau gilt sogar der Roman „Krieg und Frieden“ als Protestakt

Ein Alltagsbild aus der russischen Hauptstadt Moskau, im Hintergrund das riesige Verteidigungsministerium.
Ein Alltagsbild aus der russischen Hauptstadt Moskau, im Hintergrund das riesige Verteidigungsministerium.APA/AFP/ALEXANDER NEMENOV
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Schüler denunzieren Lehrer – und umgekehrt. Selbst symbolische Aktionen gegen die „Militäroperation“ werden in Russland streng geahndet.

„Perekrjostok“ heißt Kreuzung auf Russisch. Supermärkte quer durch Russland tragen diesen Namen. Sie sind nicht teuer, nicht billig und finden sich an vielen Ecken russischer Städte. Weiß sind die Preisschilder, manchmal auch gelb, wenn die Waren reduziert sind. An einem Abend im März fanden sich in einem Perekrjostok in Sankt Petersburg statt Preisschildern kleine Handzettel – über den Krieg in der Ukraine. Über den Beschuss des Theaters in Mariupol und den Tod von Zivilisten.

Es war ein Protest zwischen Buchweizen und Nudelpackungen. Ein kaum sichtbarer und doch so wirkungsvoller, dass Ermittler der Polizei eine Sonderkommission einrichteten, um die „Übeltäterin“ wochenlang zu suchen. Alexandra Skotschilenko, eine junge Künstlerin und Aktivistin, hatte die Preisschilder ausgetauscht. Seit einigen Tagen sitzt die Petersburgerin in U-Haft, ihr drohen bis zu zehn Jahre Haft – wegen „öffentlicher Verbreitung wissentlich falscher Informationen über die Handlungen russischen Streitkräfte“.

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