Der Krieg in der Ukraine entzweit auch so manche russische Familien und Freundeskreise. Drei Protokolle von Menschen, die über Risse in ihrem Lebensumfeld erzählen.
Der Krieg in der Ukraine, der in Russland nicht als solcher benannt werden darf, sorgt für Streit in Familien quer durchs Land. Frauen reden nicht mehr mit ihren Männern, Großväter verstoßen ihre Enkel und so fort. Zurück bleiben Wut, Enttäuschung und Einsamkeit. „Die Presse am Sonntag“ hat mit drei Russen gesprochen, wie man in ihren Familie über die Lage spricht und wohin das führte. Zwei davon haben erlaubt, ihre vollen Namen zu nennen.
Michail (19 Jahre), Student aus Jekaterinburg
Ich komme aus einer kleinen Stadt in der Nähe von Jekaterinburg, einem Provinznest. Schon als Schüler setzte ich mich für städtebauliche Projekte ein, gestaltete Schaukeln in den Höfen neu, wollte, dass meine Stadt schöner aussieht. Meine Eltern sagten immer: „Warum machst du das eigentlich? Es gibt wirklich Wichtigeres.“ Ich aber war immer überzeugt davon, dass wir alle ein besseres Leben haben werden, wenn dieses Leben einfacher wird.