Auch bei Linken bringt der Krieg jetzt den Gott der Vergeltung wieder in Mode. Dabei geht es zuallererst nicht um Sühne, sondern eine Lösung.
Es herrscht Krieg in Europa, und schon ist statt des lieben Gotts der Gott des gerechten Strafens angesagt. Es gebe keinen göttlichen Frieden ohne Vergeltung und Sühne, schreibt in der „FAZ“ ein evangelisches Theologenpaar, langjährig engagiert in der deutschen Friedensbewegung, innerkirchlich eher dem linken Spektrum zugerechnet. Daher sei es „ethisch obszön“, wenn Pfarrer jetzt predigen würden, die Ukrainer sollten Frieden schließen.
Ich weiß nicht, um welche Predigten es geht, ob den Ukrainern darin empfohlen wurde, aufzugeben, oder zu schmerzhaften Kompromissen bereit zu sein. Man kann es jedenfalls auch „ethisch obszön“ finden, die Gegenposition mittels theologischem Überbau zu rechtfertigen. (Vielleicht sollte man einen Gott, der das Grauen in Mariupol nicht verhindert hat, überhaupt ein wenig schweigen lassen.)