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Niemand ist Herr seiner selbst

Erstmals auf Deutsch: Emmanuel Levinas' Vortrag „Ethik als Erste Philosophie“. Dasein beschreibt er als ethische Grundkonstellation: Noch ehe sich das Subjekt dem Erkennen der Wahrheit zuwendet, ist es schon einem Gewissen unterworfen.

Emmanuel Levinas (1906 bis 1995) ist bis heute ein unterschätzter Philosoph, ein Geheimtipp. Dabei ist, wie sein eigenwilliger Schüler Jacques Derrida geschrieben hat, „dieses Denken so groß, daß man nicht einmal seine Umrandungen erkennen kann“. Etwas prosaischer ausgedrückt hat der litauisch-französische Philosoph das Format eines ersten Philosophen. Seine Bedeutung lässt sich durchaus mit jener von Heidegger und Husserl vergleichen, jenen Philosophen, ohne die Levinas' Werk undenkbar wäre, und an denen er sich abgearbeitet hat, um einen eigenen Weg zum Denken zu finden. Wie Hans Jonas, Hannah Arendt und Günther Anders gehört er, ebenfalls aus einem jüdischen Milieu kommend, zum weitergefassten Schülerkreis von Martin Heidegger.

Sieht man von seiner Habilitationsschrift „Totalität und Unendlichkeit“ (1961) ab, dann hat Levinas seine Philosophie in kleinen, oftmals kreisenden Textformen entfaltet. Sein Denken zielt geradezu auf jene Umrandungen, von denen Derrida spricht. Es sind der Tod, die Zeitlichkeit und die Figur des anderen. Sie bilden für ihn die Quintessenz menschlichen Daseins. Den Kern seines Werkes könnte man dahin gehend charakterisieren, dass es einen grundsätzlichen und tiefgründigen Zusammenhang zwischen diesen drei Eckpfeilern menschlicher Existenz herstellt. Sein gesamtes Œuvre kreist um diese – wie ein Thema mit Variationen. Jedes Nebenwerk wird zu einem neuerlichen theoretischen Anlauf. Sein Werk ist die Summe dieser Versuche.

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